Handelsstreit zwischen USA und China eskaliert

Der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schaukelt sich damit immer weiter hoch.
Der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schaukelt sich damit immer weiter hoch.REUTERS
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Der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schaukelt sich damit immer weiter hoch. Jetzt will US-Präsident Trump weitere Strafzölle für Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China droht eine weitere Eskalation. Auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, neue Zölle auf chinesische Waren im Volumen von 200 Milliarden Dollar (172 MilliardenEuro) zu verhängen, reagierte die Regierung in Peking am Dienstag verärgert.

China wolle keinen Handelskrieg, habe aber auch keine Angst davor, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Sein Land werde seine Rechte verteidigen. Auch der Europäischen Union drohen weitere Zwangsmaßnahmen Trumps. Wie China reagierte die EU auf die US-Zölle auf Stahl und Aluminium mit Gegenzöllen, die am 1. Juli in Kraft treten sollen. Im Fall Chinas will Trump als Gegenreaktion nun erneut an der Zollschraube drehen.

An den Börsen hinterließ die weitere Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China, den beiden weltweit führenden Wirtschaftsmächten, tiefe Spuren. Sie lastete auf den Märkten in Asien und Europa. Die Börse in Shanghai sackte um fast vier Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ab. Auch die Wall Street schloss am Montag mit einem Minus. Der US-Dollar und der chinesische Yuan notierten zeitweise schwächer. Börsenexperten warnen vor verheerenden Folgen eines Handelskriegs für die Weltwirtschaft.

Das Münchener Ifo-Institut nahm seine Wachstumsprognose für Deutschland, eines der exportstärksten Länder der Welt, nicht zuletzt wegen der Risiken im Welthandel drastisch für heuer von zuvor 2,6 auf 1,8 Prozent zurück. Auch für das kommende Jahr ist das Ifo mit einem erwarteten Plus von 1,8 Prozent nun vorsichtiger. Ähnlich sieht es das Essener RWI-Institut, das für 2018 ebenfalls nur noch mit 1,8 Prozent Wachstum und im nächsten Jahr mit 1,5 Prozent rechnet.

China ist der wichtigste Handelspartner der USA. Allerdings verzeichnen die Vereinigten Staaten im Warenhandel mit dem Land seit Jahren hohe Defizite. Im vergangenen Jahr überstiegen die US-Wareneinfuhren aus der Volksrepublik die Exporte dorthin um 375 Mrd. Dollar - so viel wie gegenüber keinem anderen Land der Welt. In China wie in den USA sind aber auch viele deutsche Firmen aktiv. Sie beschäftigen nach den Worten von DIHK-Präsident Eric Schweitzer in den beiden Ländern jeweils fast eine Million Menschen. Auch sie werden nach seinen Worten unter der Zoll-Auseinandersetzung zu leiden haben. Die Preise stiegen und dem Welthandelssystem werde geschadet.

China droht mit Vergeltungsmaßnahmen

Mit neuen Zolldrohungen gegen China will US-Präsident Trump reagieren, sollte die Volksrepublik ihre geplanten Vergeltungszölle für frühere US-Aufschläge umsetzen. Trump wies seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer an, eine Liste von chinesischen Gütern für die neuen Maßnahmen zusammenzustellen. Der Aufschlag solle zehn Prozent betragen. "Diese Zölle werden nach dem Abschluss des juristischen Prozesses dann in Kraft treten, wenn China sich weigert, seine Praktiken zu ändern und auch wenn es darauf besteht, seine jüngst angekündigten neuen Zölle umzusetzen", hieß es. Sollte China als Reaktion auf diesen neuen US-Schritt wiederum selbst Aufschläge verhängen, würden die USA "mit zusätzlichen Zöllen auf weitere 200 Milliarden Dollar an Waren" antworten.

China will nach Angaben seines Handelsministeriums nun mit "qualitativen" und "quantitativen" Vergeltungsmaßnahmen antworten. "Diese Praktik des extremen Drucks und der Erpressung weicht von dem Konsens ab, den beide Seiten bei mehreren Gelegenheiten erzielt haben", hieß es in einer Stellungnahme.

Sollten die USA weiter an der Zollschraube drehen, könnten China bald die Importe aus den USA ausgehen, die es überhaupt mit Zöllen belegen könne. Darauf weist zumindest der Experte Derek Scissors von der Denkfabrik American Enterprise Institute hin. Die Gesamteinfuhren aus den USA hätten 2017 gerade einmal 130 Mrd. Dollar betragen. Vermutlich werde die Regierung in Peking daher als nächstes US-Unternehmen ins Visier nehmen, die in China tätig seien.

Trump hat immer wieder das hohe Defizit der USA im Warenhandel gegenüber anderen Ländern von insgesamt über 800 Mrd. Dollar beklagt, wobei sich sein Unmut insbesondere gegen China, aber auch Deutschland und die Europäische Union richtet. Von China fordert er zudem seit längerem schärfere Maßnahmen gegen den Diebstahl von intellektuellem Eigentum.

(APA/AFP)

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