Forderungen nach „Gehaltsgerechtigkeit“ und eine „Brennnessel“ für den frauenfeindlichsten Sager.
WIEN(red.). Deftige Worte fand ÖVP-Frauenchefin Maria Rauch-Kallat zum Frauentag am Montag: „Dass Frauen im 21.Jahrhundert noch immer um Gleichberechtigung kämpfen müssen, ist eine Schande für die Gesellschaft.“ Die ehemalige Frauenministerin plädiert, die bestehenden Gesetze für mehr Einkommenstransparenz zu nutzen: „Das Arbeitsverfassungsgesetz bietet schon jetzt Betriebsrätinnen die Möglichkeit, sich effizient für Gehaltsgerechtigkeit einzusetzen. Sie können jederzeit in die Gehaltslisten ihres Unternehmens Einblick nehmen.“ In der Politik pocht sie auf das Reißverschlussprinzip bei der Erstellung von Wahllisten und auf Sanktionen bei Nichteinhaltung.
Der Einkommensschere widmete sich Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Diese zu schließen gehe nur, wenn Frauen endlich die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht würden. Auf Freiwilligkeit zu setzen reiche nicht aus. Notwendig wäre eine Garantie auf qualitätsvolle Kinderbetreuung und ein wirksames Vorgehen bei Benachteiligung. „Die Verantwortlichen sind aufgefordert, Frauen im Erwerbsleben zu stärken, allfällige Schlechterstellungen zu beseitigen und den Frauen ein Einkommen zum Auskommen zu garantieren“, fordert auch FPÖ-Frauensprecherin Carmen Gartelgruber.
Anders gingen es die Grünen an. Sie verliehen die „Brennnessel“ für den frauenfeindlichsten Sager. Den ersten Platz schaffte der burgenländische Landtagspräsident Walter Prior (SPÖ). In einer TV-Gesellschaftsreportage hatte Prior zu der von einer Grünen eingeforderten Frauenquote in der Politik gemeint: „Ich hab ihr das gesagt, es steht bereits in der Bibel geschrieben: Wenn sie etwas nicht weiß, soll sie nach Hause gehen und ihren Mann fragen.“ Der Landtagspräsident entschuldigte sich später.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2010)