Für die Dekane der Naturwissenschaften ist es inakzeptabel, dass einzelne Unis Zulassungsbeschränkungen einführen und abgewiesene Studenten dann andere Unis zusätzlich belasten.
Die Dekane der naturwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Wien fordern von der Regierung eine Entscheidung darüber, wie die Unis auf die steigenden Studentenzahlen reagieren sollen. Wenn die Politik eine höhere Akademikerquote wolle, müsse sie mehr Studienplätze finanzieren. Der Status quo, dass einzelne Unis Zulassungsbeschränkungen einführen und abgewiesene Studenten dann andere Unis zusätzlich belasten, sei inakzeptabel, so der Dekan der Lebenswissenschaften, Horst Seidler. "Wir pfeifen wirklich schon aus dem letzten Loch."
Die Zugangsbeschränkungen an den Medizinischen Universitäten würden etwa dazu führen, dass jene, die die Eingangsprüfung nicht schaffen, sich an der Uni Wien in Biologie oder Pharmazie einschreiben. Aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge in Deutschland sei die Situation derzeit noch verschärft. Für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Österreich sei es allerdings essenziell, dass in den Naturwissenschaften mit ihrer hohen internationalen Sichtbarkeit und Reichweite "neue Inhalte und Innovationen erbracht werden und nicht nur bestehendes Wissen verwaltet wird."
"Umschichten" schlechte Idee
Erbost zeigte Seidler sich über den Ratschlag des Rektors der Wirtschaftsuniversität (WU), Christoph Badelt, dass die großen Unis Mittel aus "unterbelasteten Studien" umschichten sollten. Wenn Badelt es schaffe, die WU zu einer "restriktiven Elite-Universität" zu machen, sei er "sicher ein großartiger Stratege", so Seidler. "Aber ich will nicht erleben, dass eine Uni auf Kosten der anderen floriert und dann auch noch gute Ratschläge gibt." Badelt hat für das Bachelor-Studium "Wirtschafts- und Sozialwissenschaften" einen Antrag auf Einführung von Zulassungsbeschränkungen gestellt; möglich macht das der Notfallparagraf für Studien, in denen es durch Numerus-Clausus-Flüchtlinge aus Deutschland zu "unvertretbaren Studienbedingungen" kommt.
Auch der Dekan der juridischen Fakultät der Uni Wien, Heinz Mayer, bezeichnete Badelts Antrag auf Zugangsbeschränkungen in der "Presse" als "unverständlichen Alleingang auf Kosten anderer". Er befürchtet enorme "Verdrängungseffekte" auf die Uni Wien und ortet den Versuch, die "Belastung auf andere Unis abzuwälzen".
(APA/Red.)