Die Wissenschaftsministerin kann sich nun vorstellen, gänzlich auf die Anwendung des Notfallparagrafen zu verzichten – und die Unis mit ihren Kapazitätsproblemen allein zu lassen.
Wien (chs). Die Kontroverse zwischen der WU Wien und der Uni Wien könnte nun zum Bumerang für die Rektoren Christoph Badelt und Georg Winckler werden. Seit Wochen wird über den „Notfallparagrafen“ gestritten, der es den Unis ermöglicht, die Platzanzahl in überlaufenen Studienrichtungen zu beschränken. WU-Rektor Badelt hat einen ebensolchen Antrag gestellt – die Uni Wien läuft Sturm dagegen, da sie „Verdrängungseffekte“ fürchtet.
Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) kann sich nun vorstellen, gänzlich auf die Anwendung des Notfallparagrafen zu verzichten – und die Unis mit ihren Kapazitätsproblemen allein zu lassen. Unsicher wäre damit auch, wie es mit dem Publizistik- und dem Architekturstudium weitergeht. Für beide liegen ebenfalls Anträge vor.
Im Gegenzug will Karl eine „generelle Diskussion“ über den Uni-Zugang führen. Womit sie wiederum die SPÖ gegen sich aufbringt, die sich gegen weitere Beschränkungen ausspricht und ein „seriöses Prüfverfahren“ für die vorliegenden Anträge fordert. Fix ist für die SPÖ nur eines: Jenem der WU wolle man nicht zustimmen.
Bewerberrekord an Med-Unis
Während die Parteien noch über Zugangsregeln diskutieren, sehen sich die Medizin-Unis mit einem Bewerberrekord konfrontiert. In Wien meldeten sich 5571 Personen zum Aufnahmetest an – ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Innsbruck stieg die Zahl um zehn Prozent auf 2715 Personen. Zwei Drittel der Studienbewerber stammen dort aus Deutschland, in Wien ist es ein Drittel. An der Med-Uni Graz läuft die Anmeldefrist bis Ende April. Insgesamt stehen an den drei Unis nur 1500 Plätze zur Verfügung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2010)