Merkel sieht keinen Anlass für Türkei-Hilfen

Angela Merkel mit Außenminister Heiko Maas (li.) und Finanzminister Olaf Scholz.
Angela Merkel mit Außenminister Heiko Maas (li.) und Finanzminister Olaf Scholz.APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Der türkische Präsident Erdogan sieht wirtschaftliche Angriffe auf sein Land. Die deutsche Regierung erklärt, wirtschaftliche Hilfen stünden nicht im Zentrum der Beratungen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel denkt nicht an Finanzhilfen für die Türkei. Merkel sehe keine Notwendigkeit über Hilfen zu sprechen, twitterte CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag nach einer Sitzung der Parteispitze.

Der deutsche Außenminister Heiko Maas forderte nach der Ausreisegenehmigung für die Journalistin Mesale Tolu die Freilassung weiterer Deutscher aus türkischen Gefängnissen. Präsident Recep Tayyip bekräftigte, gegen sein Land werde ein Wirtschaftskrieg geführt. Mit dem Verfall der Landeswährung Lira solle die Türkei in die Knie gezwungen werden.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, etwaige Hilfen für die Türkei stünden auch nicht im Vordergrund der Beratungen mit der türkischen Führung vor dem für Ende September geplanten Deutschland-Besuch Erdogans.

Will die Türkei Finanzhilfen vom IWF?

Der Sprecher des deutschen Finanzministeriums wies einen Medienbericht zurück, wonach bei einem Telefonat zwischen Finanzminister Olaf Scholz und seinem türkischen Kollegen Berat Albayrak auch der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Rolle gespielt habe. Hintergrund sind Spekulationen, die Türkei könne den IWF um Finanzhilfen bitten. Erdogan soll dem jedoch wegen der damit verbundenen Auflagen ablehnend gegenüberstehen. Scholz und Albayrak wollen sich am 21. September in Berlin treffen, um den Staatsbesuch vorzubereiten.

Die Debatte über Finanzhilfen hatte SPD-Chefin Andrea Nahles am Wochenende ausgelöst. "Es kann die Situation entstehen, in der Deutschland der Türkei helfen muss", sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Seibert bekräftigte mit Blick auf diese Einschätzung nur, Deutschland habe ein Interesse an einer wirtschaftlich stabilen Türkei. Unionspolitiker lehnten Türkei-Hilfen ab. Die Probleme der türkischen Wirtschaft seien in erster Linie hausgemacht, sagte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jürgen Hardt, im Deutschlandfunk. Etwaige Hilfen für die Türkei seien Aufgabe des IWF, erklärte EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) in Berlin.

In einer Ansprache aus Anlass der muslimischen Festtage Eid al-Adha sprach Erdogan erneut von wirtschaftlichen Attacken auf die Türkei, die er mit Angriffen auf die Religion gleichsetzte: "Der Angriff auf unsere Wirtschaft unterscheidet sich in nichts von einem Angriff auf unseren Ruf zum Gebet oder auf unsere Flagge." Das Ziel sei dasselbe, das türkische Volk solle gefangen genommen werden.

(APA/Reuters)

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