Bei verpatzter EM-Quali bleibt noch Chance auf Nations-League-Play-off - Neuer Bewerb für ÖFB-Team in mehrerer Hinsicht von Bedeutung
Die Fußball-Nationalmannschaft startet am Dienstag in einen Bewerb, der noch Rätsel aufgibt. Vor dem ÖFB-Auftaktmatch in der Nations League in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina sind viele Fragen offen. Einige wichtige Antworten werden erst im November 2019 geliefert, wenn die EM-Qualifikation abgeschlossen ist.
Die ÖFB-Auswahl könnte sich alle Rechenspiele ersparen, wenn sie die im März 2019 beginnende EM-Quali in ihrer Gruppe unter den Top-2 abschließt. In diesem Fall hätten David Alaba und Co. die Teilnahme an der paneuropäischen EURO 2020 fixiert. Sollte das nicht der Fall sein, bleibt die Hoffnung auf eines der vier Tickets, die über die Nations League vergeben werden, und dann wird es kompliziert.
Die Nations League ist in vier Ligen zu je vier Gruppen unterteilt. Österreich wurde in der zweithöchsten Liga B in Gruppe 3 mit Bosnien und Nordirland gelost, der Abschluss der Gruppenphase erfolgt nach Hin- und Rückspielen im November 2018. Danach wird, basierend in dieser Reihenfolge auf Gruppen-Endrang, Punkte-Anzahl und Torverhältnis, eine Liga-interne Abschlusstabelle erstellt. Die vier erstplatzierten Teams pro Liga spielen sich jeweils einen EM-Startplatz aus.
Das ist aber alles Theorie. Sollten nämlich unter den Top-4 liegende Auswahlen schon dank der regulären Quali beim Turnier dabei sein - wie es vor allem in den ersten beiden Ligen zu erwarten ist -, kommen die jeweils nächstgereihten, nicht für die EM qualifizierten Truppen der Liga-Tabelle in den Play-off-Genuss.
Im Fall von Österreich bedeutet das konkret: Bei einem Nations-League-Gruppensieg und einer verpatzten EM-Quali hätte man definitiv das Play-off als Hintertür. Das könnte möglicherweise sogar bei einem letzten Gruppenrang der Fall sein, sofern man genügend Punkte ergattert hat und sich viele andere Mannschaften aus Liga B zuvor für die EM qualifiziert haben.
Sollte es das ÖFB-Team nicht über die Quali zur kontinentalen Endrunde, dafür aber ins Nations-League-Play-off schaffen, greift folgendes Szenario: Der Erste der um die EM-Teilnehmer bereinigten Liga-B-Tabelle absolviert Ende März 2020 ein Spiel gegen den Vierten, der Zweite gegen den Dritten. Die höhergereihten Mannschaften haben Heimrecht.
Die beiden Sieger treten wenige Tage später in einem Entscheidungsmatch gegeneinander an. Wer in dieser Partie zu Hause spielen darf, wird im November 2019 ausgelost. Das heißt, im Extremfall weiß der ÖFB erst zweieinhalb Monate vor Turnierbeginn, ob seine Auswahl bei der am 12. Juni beginnenden EURO 2020 dabei ist.
Die Vergabe von EM-Tickets ist aus österreichischer Sicht jedoch nur einer von drei Aspekten, die es bei der Nations League zu beachten gibt. Bei einem Gruppensieg würde die rot-weiß-rote Auswahl nämlich in der nächsten, ab September 2020 geplanten Auflage in Liga A mitspielen, was attraktive und finanziell einträgliche Duelle mit Europas Top-Teams bringen würde.
Und dann geht es noch um die Einteilung für die Auslosung der EM-Qualifikation. Gezogen wird aus zehn Töpfen, deren Zusammensetzung sich aus der Nations-League-Gruppenphase ergibt. Die zehn besten der zwölf Mannschaften aus Liga A befinden sich bei der Ziehung am 2. Dezember in Dublin in Topf eins.
Im zweiten Pott folgen die beiden schlechtesten Liga-A-Vertreter sowie die acht besten Auswahlen aus Liga B. Daher muss Österreich in der Liga-Gesamttabelle vier Teams hinter sich lassen, also zumindest Gruppenzweiter werden, um im zweiten Topf aufzuscheinen. Sollte der Pool 3 hinter Bosnien-Herzegowina und Nordirland als Letzter abgeschlossen werden, landet die Truppe von Franco Foda bei der Auslosung in der dritten Glaskugel. Ein weiteres Abrutschen ist nicht möglich.