Trump sucht "Widerstand" im Weißen Haus - auch mit Sprachmusterprüfung

Archivbild: Donald Trump beim Hubschrauberlandeplatz des Weißen Hauses
Archivbild: Donald Trump beim Hubschrauberlandeplatz des Weißen Hauses(c) REUTERS (Carlos Barria)
  • Drucken

Der Gastbeitrag eines anonymen Regierungsmitarbeiters hält Washington weiter in Atem. Wer ist der Autor? Trump fordert den Namen des "Feiglings". Aus Gründen der "nationalen Sicherheit". Auch die First Lady gibt sich empört.

Nach dem explosiven Gastbeitrag eines anonymen Regierungsmitarbeiters in der "New York Times" hat US-Präsident Donald Trump die umgehende Veröffentlichung des Autorennamens gefordert. "Um der nationalen Sicherheit willen sollte die "New York Times" seinen Namen sofort veröffentlichen", sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in Billings im US-Bundesstaat Montana.

Der anonyme Autor hatte von systematischem "Widerstand" gegen den Präsidenten in dessen eigener Regierung berichtet. Trump nannte den Autor einen "Feigling" und fügte hinzu: "Der sogenannte Widerstand ist wütend, weil ihre furchtbaren Ideen vom amerikanischen Volk zurückgewiesen worden sind, und es treibt sie in den Wahnsinn." Bei dem Gastbeitrag in der "scheiternden" "New York Times" handle es sich um den jüngsten Akt dieses Widerstandes. Nicht-gewählte Funktionäre, die sich den Wählern widersetzten, um ihre eigenen geheimen Pläne voranzutreiben, seien "wahrlich eine Bedrohung für die Demokratie an sich".

Auch First Lady Melania Trump verurteilte am Donnerstag die Entscheidung der "New York Times", den Artikel zu veröffentlichen und warf dem anonymen Autor vor, das Land zu "sabotieren". "An den Autor des Leitartikels: Sie schützen dieses Land nicht, Sie sabotieren es mit Ihrem eigenen feigen Verhalten", erklärte Melania Trump.

Der Urheber des am Mittwoch veröffentlichten Gastbeitrags hatte dagegen eher Trump als Gefahr für die Demokratie porträtiert. Der anonyme Bericht hatte die US-Regierung in Aufruhr versetzt, die Suche nach dem Autor des explosiven Textes läuft. In dem Gastbeitrag heißt es, hochrangige Regierungsmitarbeiter vereitelten bewusst die Umsetzung von Plänen Trumps, um Schaden vom Land abzuwenden.

Pence und Pompeo streiten Verwicklung ab

Die "Washington Post" berichtete am Donnerstag, die Verunsicherung im Weißen Haus nach der Veröffentlichung sei enorm. Dort werde der Text auf bestimmte Sprachmuster untersucht, um dem Urheber auf die Spur zu kommen. US-Außenminister Mike Pompeo und Vize-Präsident Mike Pence wiesen öffentlich weit von sich, etwas mit dem Text zu tun zu haben. Eine ganze Reihe weiterer Kabinettsmitglieder ließen ebenfalls über ihre Sprecher erklären, dass sie nicht Urheber des Beitrages seien.

Darin heißt es, Trumps Handeln sei "dem Wohlergehen unserer Republik abträglich". Der Präsident verstehe nicht, "dass viele hochrangige Mitarbeiter in seiner eigenen Regierung von innen heraus unablässig daran arbeiten, Teile seines Programms und seiner schlimmsten Neigungen zu verhindern."

Trumps impulsive und zerstreute Art führe zu halbgaren, schlecht informierten und bisweilen waghalsigen Entscheidungen. "Jeder, der mit ihm arbeitet, weiß, dass er keinen erkennbaren Grundprinzipien folgt, die seine Entscheidungsfindung leiten." Viele derjenigen, die Trump ernannt habe, "haben gelobt, dass wir tun, was wir können, um unsere demokratischen Institutionen zu schützen", schreibt der anonyme Autor. Und weiter: "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken, bis es - auf die eine oder andere Art und Weise - vorbei ist."

Dass die "New York Times" einen Gastbeitrag ohne Namen veröffentlicht, ist ungewöhnlich. Dass ein Mitarbeiter der US-Regierung sich an eine (von Trump noch dazu verachtete) Zeitung wendet, um zu verkünden, dass es aktiven "Widerstand" gegen den Präsidenten gibt, ist es mindestens ebenso. Die "New York Times" kennt eigenen Angaben zufolge den Namen des Autors. Die Redaktion argumentiert, die anonyme Veröffentlichung sei die einzige Möglichkeit, ihn zu schützen und den Lesern zugleich "eine wichtige Sichtweise zu übermitteln".

Weitere Regierungsmitarbeiter melden sich

Der Informationsdienst "Axios" berichtete am Donnerstag, nach der Veröffentlichung in der "New York Times" hätten sich bei ihnen zwei weitere Regierungsmitarbeiter gemeldet und gesagt, der Autor des Beitrags spreche ihnen aus der Seele. "Viele von uns hätten sich gewünscht, wir hätten das geschrieben", zitierte "Axios" einen von ihnen. "Es gibt Dutzende und Dutzende von uns."

Die "New York Times" bezeichnet den anonymen Autor als "senior official", womit viele Regierungsmitarbeiter gemeint sein können. Unklar ist also, wie hochrangig der Autor tatsächlich ist. Klar ist aber, dass er ein verheerendes Bild von Trumps Weißem Haus zeichnet - wie am Tag zuvor schon der Pulitzer-Preisträger Bob Woodward.

Am Dienstag waren erste Auszüge von Woodwards neuem Buch über die Trump-Präsidentschaft veröffentlicht worden, das am kommenden Dienstag erscheint - und das Trump eine "erfundene Geschichte" nennt. Auch in dem Buch werden Zweifel daran geweckt, ob der Präsident eigentlich die Kontrolle im Weißen Haus hat.

Trump hat das Enthüllungsbuch von Reporter-Legende Bob Woodward über das Weiße Haus am Freitag außerdem als "Betrug" bezeichnet und sich über "erfundene" Zitate beklagt. "Ich rede nicht so, wie ich zitiert werde", schrieb Trump am Freitag auf Twitter. "Wenn ich so reden würde, wäre ich nicht zum Präsidenten gewählt worden." Die Zitate in dem Buch seien "erfunden".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

US-Präsident Donald Trump erklärte an Bord der Air Force One, gegen den Artikelschreiber vorgehen zu wollen.
Außenpolitik

Trump will kritischen Artikel in "NYT" zum Justiz-Fall machen

Trump will den Justizminister zu Unsteruchungen auffordern. Am Demokratieverständnis des US-Präsidenten zweifelt auch Ex-Außenministerin Madeleine Albright.
In dem auf den Meinungsseiten veröffentlichten Artikel ist unter anderem von einem „ungestümen“ und „kleinkarierten“ Präsidenten die Rede.
Außenpolitik

Anonymer Aufstand gegen Trump

Die „New York Times“ publizierte den Beitrag eines Insiders mit massiven Vorwürfen gegen den Präsidenten.
Außenpolitik

Aktiver Widerstand gegen Trump innerhalb US-Regierung?

Ein anonymer Regierungsmitarbeiter berichtet in "New York Times" von Bestrebungen, "verfehlte Impulse" des US-Präsidenten Donald Trump zu vereiteln: "Wir werden tun, was wir können, um die Regierung in die richtige Richtung zu lenken."
US-KUWAIT-DIPLOMACY
Außenpolitik

Trump will nicht über Tötung von Assad gesprochen haben

Der US-Präsident streitet ab, einen Militärschlag gegen den syrischen Machthaber vorgeschlagen zu haben. Er warnte Assad aber vor einem Gemetzel bei Idlib.
Die Börsen scheren sich relativ wenig um das individuelle Schicksal eines US-Präsidenten.
Börsen und Politik

Crash wegen Trump ist kaum wahrscheinlich

Der US-Präsident meint, dass es zu einem Crash an den Börsen käme, würde er des Amtes enthoben. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass das eher unwahrscheinlich wäre.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.