Die Festspiel-Ermöglicherin

„Ich lebe völlig in der Gegenwart“ – Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, hier mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
„Ich lebe völlig in der Gegenwart“ – Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, hier mit ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.
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Kulturerbe. Ihr Erfolgsgeheimnis? „Kein Talent zur Frustration.“ Helga Rabl-Stadler, seit bald 24 Jahren Präsidentin der Salzburger Festspiele, pries die Künstler.

Ihr Erfolgsrezept teilt „die Präsidentin“ – so nannte sie ORF-General Alexander Wrabetz kurz – gern, auch auf der Bühne der Austria-Gala tat sie es kund. Sie mache alles, was sie mache, ganz: „Ich lebe völlig in der Gegenwart.“ Und sie habe „kein Talent zur Frustration“, damit gelinge alles.

Man glaubt es ihr: Helga Rabl-Stadler, seit bald 24 Jahren an der Spitze der Salzburger Festspiele, reist unermüdlich durch die Welt, hält Sponsoren bei Laune, kennt ihr Publikum aus nächster Nähe, scheut Konflikte nicht, wenn sie notwendig sind – und tritt stets als lächelnde, charmante Repräsentantin des Festivals auf. Für ihre Verdienste um das österreichische Kulturerbe wurde sie nun zur Österreicherin des Jahres gekürt.

Bei der Verleihung gab sie sich– mit dem ihr eigenen Charme – bescheiden: Nicht ihr sollte dieser Preis gelten. „Ich bin eine Ermöglicherin“, sagte sie. Der Preis gebühre ihrem künstlerischen Leiter, Markus Hinterhäuser, „der die Ehrung aber schon hat“: Er bekam sie 2007, als die Kategorie noch Kulturmanagement hieß und Hinterhäuser Konzertchef der Festspiele war. Auch die Künstler hätten den Preis verdient, so Rabl-Stadler. Besonders hervor hob sie Philipp Hochmair, der heuer ebenfalls nominiert war: Er war im Sommer kurzfristig für den erkrankten Tobias Moretti als Jedermann eingesprungen. „Er hat die Festspiele gerettet!“, dankte ihm Rabl-Stadler: „Wenn man sich diesen Mut vorstellt!“ Hochmair, mit vielen Kreuzen um den Hals im Publikum, schickte Handküsse.

Mut, den kann man der in Salzburg geborenen Rabl-Stadler allerdings auch nicht absprechen. Sie möchte Frauen eine „Mutmacherin“ sein, betonte sie auf der Bühne. „Niemals mutlos sein, das ist mein Lebensrezept“, sagte sie einmal im „Presse“-Interview. Bei der „Presse“ hat sie ihre Karriere übrigens begonnen: Nach ihrem Jus-Studium absolvierte sie hier die Lehrredaktion, später war sie beim „Kurier“ die erste weibliche Innenpolitikkolumnistin. 1978 zog es sie zurück nach Salzburg, wo sie den Familienbetrieb ihrer Mutter, das Modehaus Resmann Couture, übernahm. Ab 1983 saß sie für die ÖVP im Nationalrat, das Thema Sponsoring im Steuerrecht beschäftigte sie schon da.

Präsidentin der Salzburger Festspiele wurde sie 1995. Sechs Intendanten wirkten unter ihrer Präsidentschaft, die Auslastung kratzt regelmäßig an der 100-Prozent-Marke. Rabl-Stadler weiß die High Society wie auch das wirklich tragende Publikum des Festivals, den wohlhabenden Mittelstand, zu umsorgen. Und sie ist eine energische Geschäftsfrau: 210 Mitarbeiter arbeiten unter dem Jahr für die Festspiele, im Sommer sind es – die Künstler mitgerechnet – über 3000. Die Subventionen sind seit Jahren nicht gestiegen, nur rund 21 Prozent der Einnahmen kamen 2016 von der öffentlichen Hand.

„Ich darf immer noch dabei sein!“

Sie zahle jährlich mehr Steuern, als sie an Förderungen bekomme, sagt Rabl-Stadler gern. Und nicht, dass man Kunst mit wirtschaftlichen Faktoren rechtfertigen müsse, aber: Die Festspiele sind in Salzburg längst ein großer Wirtschaftsfaktor mit hoher Umwegrentabilität.

Eigentlich wollte Rabl-Stadler nach 20Jahren in dieser Funktion Schluss machen, dann entschied sie sich doch zu bleiben. Große Projekte stehen an, nicht nur die Generalsanierung des Festspielhauses (heuer hat es durchs Dach geregnet): 2020 feiern die Festspiele ihr Jubiläum. „Hundert Jahre Salzburger Festspiele – und ich darf immer noch dabei sein!“, freute sie sich bei der Austria-Gala in ihrer Dankesrede. Und scherzte: „Ich hoffe nur, dass die Leute nicht glauben, dass ich hundert Jahre alt werde . . .“

Über die Auszeichnung zeigte sie sich denn auch erfreut. Den anderen Nominierten – darunter etwa auch der Geiger Emmanuel Tjeknavorian – richtete sie aus: „Ihr seid's ja noch so jung, ihr könntet meine Kinder sein! Ihr werdet's diesen Preis noch tausend Mal gewinnen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2018)

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