Steirisches Start-up macht Post, Amazon & Co. Beine

Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz.
Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz.(c) MIRJAM REITHER
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Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz sind Sieger der Kategorie Innovation.

Wien. Seit knapp einem Jahr Unternehmer und dann schon der erste Unternehmer-Award. Für Andreas Wolfschluckner und Matthias Fritz war das heurige Jahr schon rasant genug. Da passte die Auszeichnung in der Kategorie Innovation bei der Austria'18-Gala am Dienstagabend ganz gut ins Bild.

„Es wäre schön, wenn viele Start-up-Unternehmer so eine Geschichte erzählen könnten“, sagte Matthias Fritz schon Anfang September, als er gemeinsam mit seinem Compagnon die Weltneuheit präsentierte. Seit einem Jahr ist der 35-jährige Steirer Chef einer eigenen Firma. Gemeinsam mit Matthias Fritz (36) gründete er das Start-up PHS. Es steht für Parcel Handling Solutions. Die Absolventen der TU Graz haben eine Maschine erfunden, die das Entladen von Containern mindestens doppelt so schnell macht wie bisher. „Nach langem Tüfteln und Überlegen haben wie die Idee eines ausziehbaren Entladegurtes entwickelt“, erzählt Wolfschluckner. Dieser Gurt wird am Boden eines Containers befestigt. Beim Entladen zieht er die Pakete quasi wie auf einem Förderband heraus. Seit zwei Monaten ist der „Rapid Unloader“ im Post-Logistikzentrum in Allhaming im Einsatz.

Post hält 26 Prozent an PHS

„Wir haben uns mit 26 Prozent an dem Start-up beteiligt“, erzählt Post-Vorstand Peter Umundum. Am Rande der „Presse“-Gala berichtete er, dass mittlerweile bereits die zweite Finanzierungsrunde läuft und man künftig auch weitere Partner mit an Bord holen möchte.

Knapp eine halbe Million Euro wurde allein in den Prototypen investiert. Die Post und PHS wollen damit nicht nur den eigenen Paketen Beine machen. „Wir sind auf der Suche nach industriellen Partnern“, sagt Umundum. Der Rapid Unloader soll in Serie gehen und die Paketlogistik revolutionieren.

Die neue Innovation hilft der Post nicht nur, die Pakete schneller auszuliefern. Auch für die Mitarbeiter wird der Arbeitsalltag leichter. Früher mussten sie die Container manuell entladen, im Sommer bei großer Hitze, im Winter bei eisiger Kälte. Mittlerweile bedienen sei ein Tablet, mit dem sie den Entladevorgang steuern. Dauert es manuell etwa 45 Minuten, bis ein Container leer ist, sind es mit der neuen Erfindung nur 20 Minuten.

Der Testbetrieb ist absolviert. Nun müssen nach und nach die Container mit dem System ausgestattet werden. Mit der neuen Technologie wird nicht nur schneller, sondern auch platzsparender gearbeitet. Wer auf derselben Fläche doppelt so viele Pakete befördert, der leiste auch einen Beitrag zum Umweltschutz, sagt Wolfschluckner.

An die Geschwindigkeit ihres Rapid Unloader haben sich Wolfschluckner und Fritz gewöhnt. Die Rasanz ihrer Karriere ist ihnen aber selbst nicht ganz geheuer. Vor drei Jahren waren sie noch Assistenten am Institut für Technische Logistik in Graz. (gh)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2018)

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