Pittsburgh: Trumps Politik "hat weiße nationalistische Bewegung ermutigt"

Gedenken an Opfer in Pittsburgh
Gedenken an Opfer in PittsburghAPA/AFP/GETTY IMAGES/JEFF SWENSE
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Tausende Menschen gedenken den Opfern des Anschlags auf eine Synagoge. Jüdische Vertreter aus Pittsburgh werfen US-Präsident Trump in einem offenen Brief vor, eine Mitverantwortung zu tragen.

Tausende Menschen haben in Pittsburgh der Opfer des antisemitischen Angriffs auf eine Synagoge gedacht. In einem großen Saal im Zentrum von Pittsburgh wurde eine ökumenische Trauerfeier mit hunderten Besuchern abgehalten, tausende weitere Menschen verfolgten die über Lautsprecher übertragene Trauerfeier bei Regen im Freien. "Worte des Hasses sind in Pittsburgh nicht willkommen", mahnte Rabbi Jeffrey Myers in seiner Rede - und nahm dabei insbesondere Politiker in die Verantwortung. "Meine Damen und Herren, das muss mit Ihnen, unseren Politikern, beginnen. Hören Sie auf mit den Worten des Hasses."

Auch in anderen US-Städten wurden Mahnwachen in Erinnerung an die elf Todesopfer der Attacke abgehalten. Ein Schütze war am Samstag in die Lebensbaum-Synagoge von Pittsburgh eingedrungen und hatte auf die Gläubigen geschossen. Während der Tat rief der Angreifer antisemitische Parolen. Er konnte schließlich festgenommen werden. Der tödlichste antisemitische Angriff in der jüngeren US-Geschichte sorgte auch international für Bestürzung.

Angriff eine direkte Folge von Trumps "Einfluss"

Jüdische Vertreter aus Pittsburgh warfen US-Präsident Donald Trump am Sonntag in einem offenen Brief vor, eine Mitverantwortung für den Anschlag zu tragen. "In den vergangenen drei Jahren haben Ihre Worte und Ihre Politik eine wachsende weiße nationalistische Bewegung ermutigt", heißt es in dem Schreiben. Der Angriff vom Samstag sei eine direkte Folge von Trumps "Einfluss".

Trump hatte den Angriff verurteilt und gemahnt, es dürfe "keine Toleranz für Antisemitismus" oder andere Formen des Hasses auf Religionen geben. Allerdings werfen Kritiker dem US-Präsidenten schon seit geraumer Zeit vor, mit seiner aggressiven Rhetorik selbst die Spaltung in den USA zu verschärfen.

Trump machte am Sonntag dagegen erneut die Medien für die aufgeheizte Stimmung im Land verantwortlich. "Die Fake News unternehmen alles in ihrer Macht Stehende, um den Republikanern, den Konservativen und mir die Schuld für die Spaltung und den Hass zu geben, die es schon seit so langer Zeit gibt", schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. Dabei würden die Medien mit ihrer "falschen und unehrlichen" Berichterstattung die Probleme verursachen.

(APA/AFP)

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