Die Demokratin Nancy Pelosi stieg dank der Erfolge der Demokraten bei der Kongresswahl zum zweiten Mal zur Vorsitzenden des Repräsentantenhauses auf – und zur mächtigsten Gegenspielerin Donald Trumps.
Monatelang ist sie kreuz und quer durch die USA getourt, um Millionensummen für die demokratischen Kandidaten zu sammeln und für sie zu werben. Am Wahlabend der Midterm-Elections hat Nancy Pelosi ihr Ziel erreicht: An der Spitze einer „rosa Welle“, einer neuen Frauenbewegung in der US-Politik, ist die 78-Jährige zum zweiten Mal zur dritthöchsten Repräsentantin in der Hierarchie Washingtons avanciert – nach dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten.
Seit mehr als 30 Jahren vertritt Pelosi den llinksliberalen Wahlbezirk von San Francisco in der zweiten Parlamentskammer, den sie bereits in den Jahren 2007 bis 2011 als „Speaker“ anführte. 2010 war sie federführend beteiligt an der Verabschiedung von „Obamacare“, der umstrittenen Gesundheitsreform. Jetzt tritt sie die Nachfolge des Republikaners Paul Ryan an. Der ehemalige Vizepräsidentschaftskandidat scheidet – unter anderem auch wegen der internen Opposition gegen Donald Trump - aus der Politik aus.
In Pelosi tritt Trump eine zähe, hartnäckige Gegenspielerin gegenüber, deren Stärke nicht in der Rhetorik liegt, aber in der Organisation. Als Insiderin kennt sie die Funktionsweise des Kongresses, die parlamentarischen Tricks, die Obstruktion und die Untersuchungsausschüsse. Und sie wird Trump vom ersten Tag der Angelobung und Neukonstituierung im Jänner an bekämpfen.
Trump droht also Ungemach von jener Frau, über die er sich schon bisher oft mokiert hat. Für die Ultrarechten ist sie eine regelrechte Hassfigur in Stilettos, in den sozialen Foren überschütten sie sie mit Hohn und Verachtung. Sie zeichnen eine Karikatur, ein Zerrbild von der abgehobenen, elitären Ehefrau eines kalifornischen Multimillionärs, die sich vor allem für Randthemen einsetzt, wie sie ihr vorwerfen: Homosexuellen-Ehe, Rechte für Minderheiten, schärfere Waffengesetze, Frauenrechte.
Auch in der eigenen Partei ist sie längst nicht unumstritten. Viele jüngere Demokraten drängen auf einen Generationenwechsel. Pelosi versprach, eine neue Generation aufzubauen. Eigentlich, so heißt es, wollte sie vor zwei Jahren bei einem Wahlsieg Hillary Clintons zurücktreten. Es kam anders, und Pelosi blieb auf ihrem angestammten Platz als Oppositionsführerin.
Die Mutter von fünf Kindern – Tochter Alexandra ist Dokumentarfilmerin und drehte Filme über George W. Bush und zuletzt über die Trump-Wähler – entstammt selbst als Tochter des Bürgermeisters von Baltimore dem demokratischen „Adel“. Einer ihrer Schwiegersöhne bezeichnete sie wegen ihrer zuweilen etwas schrillen Art als „Lady Gaga der amerikanischen Politik“.