Anrainerparken: ÖVP-interne Kritik an Bezirkschefs

Clemens Fabry
  • Drucken

Der Wiener Wirtschaftskammer-Präsident rügt den ersten und achten Bezirk.

Wien. In wenigen Wochen – ab 1. Dezember – dürfen Anrainerparkplätze in Wien tagsüber auch von Wirtschaftstreibenden genutzt werden. Dass sich die ÖVP-Bezirksvorsteher Markus Figl (Innere Stadt) und Veronika Mickel (Josefstadt) nach wie vor gegen die Öffnung wehren, kritisiert der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, Walter Ruck.

„Interessant ist“, sagt Ruck in Richtung seiner Parteikollegen Figl und Mickel, „dass die anderen Bezirke den Sinn und das große Ganze in dieser Maßnahme sehen.“ Das Argument Figls, wonach Anrainerparkplätze laut einer Erhebung auch tagsüber sehr wohl von den Bewohnern genutzt werden, lässt Ruck so nicht gelten. „Jeder, der in Wien unterwegs ist, sieht, dass tagsüber immer wieder Anrainerplätze frei sind.“

Keine Schilder montiert

Obwohl die Anrainerparkplätze nur maximal 20 Prozent der Stellplätze in den Bezirken ausmachen, sei die Öffnung für Lieferanten und Handwerker sehr wohl relevant. „Jeder Parkplatz mehr oder weniger fällt ins Gewicht. Abgesehen davon ist es nicht sinnvoll, dass freier Platz nicht genutzt werden darf“, sagt Ruck, der die Neuregelung (die werktags von acht bis 16 Uhr gilt) mit Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) paktiert hat. Ruck erwartet sich von der Öffnung große Vorteile für Handwerker und Lieferanten, aber auch für Kunden: Aufträge könnten so „besser und rascher“ abgewickelt werden, „wenn die Park- und damit auch die Zulieferbedingungen wirtschaftsfreundlicher sind“.

Begeistert von der Öffnung waren die Bezirke (eins bis neun sowie der Zwölfte) nicht, mittlerweile haben aber alle mit Ausnahme des ersten und achten Bezirks den Widerstand aufgegeben. Verhindern können Figl und Mickel die Regelung nicht – die Bezirke werden schlicht Verkehrsschilder, die auf die Öffnung hinweisen, aller Voraussicht nach nicht montieren. Heute, Donnerstag, treten die beiden jedenfalls gegen die Öffnung der Parkplätze auf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Anrainerparken, Parkplatz, Arainerzone, Anrainerparkplatz, Neubau
Wien

Anrainerparkplätze ab Dezember für Betriebe und soziale Dienste geöffnet

Parkplätze für Bezirksbewohner werden in Wien tagsüber geöffnet. Die Bezirke Innere Stadt und Josefstadt hatten sich vehement dagegen gewehrt.
Wien

Anrainerparken laut Bezirkschefs rechtswidrig

Die Bezirksvorsteher des ersten und achten Bezirks wollen die neuen Hinweisschilder, die Anrainerparkplätze auch für Wirtschaftstreibende öffnen, nicht aufstellen. Laut einem Rechtsgutachten soll die neue Verordnung rechtswidrig sein.
Wien

Das Anrainerparken wird aufgeweicht

Das System der Anrainerparkplätze wird geändert. Von 8 bis 16 Uhr dürfen künftig alle auf ihnen stehen – vor allem, weil die Wirtschaft das forderte.
Wien

Anrainerparken: Öffnung für Lieferverkehr in Wien ab Dezember

Während die Wirtschaftskammer über die neue Regelung jubelt, kritisiert der Bezirksvorsteher Innere Stadt, Markus Figl, die Entscheidung.
Sollte ein Bezirk die Finanzierung der für die Neuregelung nötigen Schilder nicht beschließen, würden bestehende Anrainerparkplätze ungültig.
Wien

Stadt gegen Innere Stadt: Disput um Anrainerparken

Wien droht damit, die Anrainerparkplätze ungültig zu erklären, sollten die Bezirke nicht für die Beschilderung zahlen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.