Auch Schwechat müsste den Flugverkehr stoppen

Symbolbild Flughafen Wien.
Symbolbild Flughafen Wien. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bis jetzt gab es rund um den Flughafen Wien noch keinen vergleichbaren Vorfall wie in Gatwick. Die Folgen wären aber wohl ähnlich. Wie viele Drohnen in Österreich derzeit gemeldet sind, lässt sich nicht so einfach sagen.

Wien. Was wäre, wenn? Nach der Sperre des Londoner Flughafens Gatwick wegen Drohnen werden sich diese Frage wohl auch Flugpassagiere in anderen Ländern gestellt haben. Ja, was wäre, wenn nahe österreichischer Flughäfen wie Innsbruck und Schwechat jäh Drohnen auftauchen? Nun, die Folgen wären wohl ähnlich.

„Sollte es zu einer solchen Beeinträchtigung wie in Gatwick kommen, also einer offenbar bewussten Störung des Flugbetriebs, dann würde auch in Wien der Flugverkehr gestoppt werden“, sagt Peter Kleemann, Sprecher des Flughafens Wien, zur „Presse“. Klar sei, dass die Sicherheit oberste Priorität habe – und dass am Flughafen der reibungslose An- und Abflug gewährleistet sein müsse. Und ja, es gab schon Vorfälle – allerdings bei Weitem nicht so dramatisch wie zuletzt in England. „Vereinzelt gibt es auch in Wien Drohnensichtungen“, sagt Kleemann. „Das waren bisher aber harmlose Zwischenfälle, und es gab daher auch keine totale Unterbrechung des Flugverkehrs.“

Die für die Überwachung des Luftraums zuständige Austro-Control hat noch keinen vergleichbaren Fall registriert, bei dem die Flugsicherheit gefährdet war. Was es sehr wohl gegeben habe, so Sprecher Markus Pohanka im Gespräch mit der „Presse“, waren Drohnensichtungen von Hubschrauber-, aber auch von Linienflugpiloten. Bei einer solchen Meldung können die Fluglotsen gegebenenfalls reagieren und nachfolgende Flugzeuge warnen – und die Polizei wird verständigt, die dann die Suche nach den Piloten der Drohne übernimmt.

„In anderen Ländern hat es das schon gegeben, dass Flugzeuge durchstarten mussten“, so Pohanka, „in Österreich gab es noch keinen Zwischenfall“. Man sehe aber an der Diskussion nach dem Vorfall in Gatwick, „dass das Thema nicht zu unterschätzen ist“. Drohnen kommen in vielen Bereichen zunehmend zum Einsatz – „und das sind Luftfahrzeuge, und in der Luftfahrt ist Sicherheit die oberste Priorität“.

Wie viele Drohnen in Österreich unterwegs sind, lässt sich nicht so einfach sagen. „Seit 2014 wurden 7400 Betriebsanträge gestellt“, so Pohanka, „6800 davon wurden bewilligt“. Allerdings laufen manche Bewilligungen nur für einzelne Tage oder Projekte. „Insofern lässt sich schwer sagen, wie viele Drohnen es momentan in Österreich gibt.“ Wobei es hier auch nur um meldepflichtige Geräte geht: Drohnen unter 250 Gramm, die nicht höher als 30 Meter fliegen können, gelten als Spielzeug und brauchen keine Bewilligung.

Aber auch für die Spielzeuge gelten bestimmte Regeln. „Rund um Flughäfen in Kontrollzonen ist Fliegen mit Drohnen grundsätzlich nicht erlaubt“, sagt Pohanka. Aber woher weiß man, bis wohin eine Kontrollzone reicht? Dafür hat die Austro-Control mit Dronespace eine eigene App herausgebracht (Info: www.dronespace.at). Auf den Luftfahrtkarten darin sind gesperrte Gebiete rot markiert.

Strafen bei Verstößen

Und bei Verstößen? „In Österreich haben wir ein gutes Regulativ“, sagt Pohanka. Ist jemand mit einer nicht registrierten meldepflichtigen Drohne unterwegs, drohen Strafen von bis zu 22.000 Euro. Wird durch einen Drohnenflug ein Flugzeug gefährdet, können bis zu zehn Jahre Haft darauf stehen. Nach dem Vorfall in Gatwick forderte allerdings der Fachbereich Luftfahrt der Gewerkschaft Vida noch strengere Vorschriften – „eine Art Nummerntafel“, heißt es in einer Aussendung. Und einen Transponder (aktiven Funksender) für Drohnen, damit ihre Position leichter auf dem Radar bestimmbar ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2018)

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