Brigitte Kren gibt am Dienstag in "Grenzland" eine resolute Ermittlerin, die nach einem Mord einen verdächtigen Asylwerber sucht - und vor dem Mob zu beschützen versucht.
Sie schaut mit ihren Lachfältchen aus wie die liebe Oma von nebenan, von der man sich gern auf einen Kaffee einladen lässt. Aber gerade weil die Eisenstädter Oberinspektorin Elfriede Jandrasits (dargestellt von Brigitte Kren) sich auch im Job ihr Herz bewahrt hat, ist mit ihr oft nicht gut Kirschen essen. Das bekommt zuallererst der Herr Minister zu spüren, dessen Frau zum x-ten Mal "über den Teppich gestolpert" ist und mit einem blauen Auge herumläuft - weshalb die resolute Jandrasits ein Betretungsverbot gegen den prügelnden Ehemann, ihren obersten Chef, ausspricht. "Des Zahnbürscht'l kennan's noch holen." An ihr werden sich auch die burgenländischen Dorfbewohner die Zähne ausbeißen, die sofort einen Sündenbock haben, als ein Mädchen (Sophie Stockinger) ermordet aufgefunden wird: den Freund der Toten, Achmet (Hassan Akkouch), der im zur Alsylantenunterkunft heruntergekommenen Dorfhotel logierte und wegen eines negativen Asylbescheids untergetaucht ist.
Alle hier haben ihre Vorurteile gegen Ausländer. Auch die Oberinspektorin scheint nicht frei davon: Sie kann "verstehen", dass der Bürgermeister der kleinen Gemeinde die 2015 im Ort gestrandeten Asylwerber nicht haben wollte. 14 blieben trotzdem. "Lauter unbegleitete Minderjährige", wundert sich der Dorfpolizist (Christoph Krutzler) - "die san olle 16, kana kann Deitsch" . . . "und kana hat a Freindin", ergänzt Jandrasits, die wenig später die angebotene Vollpension im Hotel (es ist die einzige Absteige weit und breit) verweigert: Couscous mit Backhendl? "Nein danke. Ich hab's net so mit der Multikulti-Küche."

Deftige Kommissarin: "Des ghet ma am Oarsch"
Am Stammtisch formiert sich die rachsüchtige Meute - gegen die Asylwerber, die "unsere Madln umbringen". Die Tote liegt derweil in der einzigen Kühlmöglichkeit weit und breit - im Schlachthof - und gibt ein seltsames Geheimnis preis: Warum hat ihr jemand den Mund zugedrückt, sie war doch sowieso stumm? Weshalb sie selbst ihr Onkel als "a wenig a Depperl" beschreibt. Schnell ist hier also abgeurteilt, wer sich nicht ganz in die "Norm" fügt. Gut, dass Jandrasits weit nicht so gemütlich ist, wie man es auf den ersten Blick vermuten könnte: Notfalls brüllt sie ihr Gegenüber an, einmal ohrfeigt sie einen Verdächtigen, weil er sie niedergeschlagen hat. Und wenn sie die aktuelle Lage mit einem deftigen "des geht ma ziemlich am Oarsch" kommentiert, nimmt man ihr das gerne ab.
Für Brigitte Kren, die seit neuestem auch dienstags als "Soko Donau"-Chefin fungiert, ist es der erste "Landkrimi". Das Burgenländische hat die gebürtige Grazerin erst "lernen müssen wie Französisch", sagt sie. Das Drehbuch stammt von Konstanze Breitebner und von Krens Sohn Marvin, der auch Regie führte. Er inszeniert die Grenzregion zwischen Österreich und Ungarn als wenig einladende, von spröden Menschen bewohnte Kulisse, in der die Waffe fast so locker sitzt wie einst im Wilden Westen. Dabei zeigt die offensichtliche Gewalt nur die oberste Schicht dieser zum Schweigen verschworenen Gemeinschaft - das Grausen lauert in diesem Krimi unter der Oberfläche und gipfelt in einem Finale, bei dem selbst Oberinspektorin Jandrasits der Mund offen bleibt.
"Landkrimi: Grenzland", 15. 1., 20.15 Uhr, ORFeins