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Digitalisierung in der Baubranche: "Daten sind das Öl der Zukunft"

Symbolbild 3D Modell
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BIM - Building Information Modeling - bringt der Baubranche mehr Planungssicherheit, Transparenz und Effizienzsteigerung. Zur Umsetzung bedarf es smarter Lösungen.

Mit der Digitalisierung hielt in der Baubranche das Schlagwort BIM Einzug. Es steht für Building Information Modeling und bezeichnet einen intelligenten, auf einem 3-D-Modell basierenden Prozess, der Architekten, Ingenieuren und Bauunternehmern Informationen und Werkzeuge für effiziente Planung, Entwurf, Konstruktion und Verwaltung von Gebäuden und Infrastruktur zur Hand gibt.

Laut Umfrageergebnissen der Branchenmesse BIM World, die jedes Jahr Ende November in München über die Bühne geht, sind es vor allem optimierte Wettbewerbsfähigkeit, minimierte Schnittstellenverluste und Reduzierung der Fehlerquote, die für Unternehmer für BIM sprechen. Im Zuge der Messe ging der BIM/Smart Construction Award an das Münchner Unternehmen Voxelgrid, das B2B kombinierte Hard- und Software as a Service (H & SaaS) anbietet, um 2-D- und 3-D-Layouts, Materialinformationen und Informationen über Ausstattungsmerkmale für bestehende Gebäude zu erstellen. Die erhaltenen Daten sind die kostengünstigste Basis für die Generierung von 2-D-Plänen.

Durch den Mehrwert steht BIM-Software hoch im Kurs. Besonders in den USA, Großbritannien und Skandinavien. Österreich hinkt hinterher. Mitunter, weil die Umstellung von traditionellen Konstruktionsmodellen auf BIM kosten- und ressourcenintensiv ist. Ziel der Plattform Building Smart Austria ist, den Stellenwert von BIM in Österreichs Bauwirtschaft zu heben. Auf der Plattform kooperieren mit Open BIM mehrere Bausoftwarehersteller und bieten eine Info-Schnittstelle für die einzelnen Fachbereiche der Bauindustrie. „BIM ist die Sprache der Techniker des 21. Jahrhunderts“, sagt Alfred Waschl, Geschäftsführer von Building Smart Austria.

Daten als das Öl der Zukunft

„Trotzdem gibt es in Österreich keine strukturierte Aus- bzw. Weiterbildung zur Methodik BIM.“ Aus diesem Grund habe die „time to market“ einen Zeitverzug von zehn bis 15 Jahren im Vergleich etwa zu Schweden, Dänemark oder Holland. „Trotzdem müssen die heimischen Unternehmen, von denen gerade in der Bauindustrie viele im internationalen Wettbewerb stehen, BIM als Teil der Digitalisierungsstrategie ein- und umsetzen“, betont Waschl. Man könne sich etwa die Schweizer Bauwirtschaft (SBB) als Vorbild nehmen. Die hätte es vollbracht, eine Digital Equity Story aufzubauen und so die Potenziale zu heben (Effizienzsteigerung: 2,88 Mrd. Euro pro Jahr; Fehlerreduktion: 1,42 Mrd. Euro pro Jahr; CO2-Einsparung: 15 Prozent pro Jahr). „Der Stellenwert von BIM ist nicht nur in der Bauwirtschaft extrem hoch, sondern in der gesamten Immobilienwirtschaft, denn Daten sind das Öl der Zukunft“, so Waschl. „Diese Daten werden zur lebenzyklischen Betrachtung einzelner Immobilien dringendst benötigt. Dazu sind aber Rahmenbedingungen für die Unternehmen notwendig, die wir bisher in Österreich nicht haben.“ Der BIM-Sektor explodiere förmlich. „Alle Stakeholder der Immobilienbranche wissen, dass BIM angekommen und die einzige Möglichkeit ist, die seit 30 Jahren aufgesetzten Prozesse zu optimieren“, ist der Building-Smart-Geschäftsführer überzeugt.

Die Umstellung auf BIM ist für die Baustoffindustrie häufig zu aufwendig und teuer. Das deutsche Beratungsunternehmen Die Werkbank bringt mit BIM & More eine alternative Lösung auf den Markt, die eine Aufbereitung Tausender BIM-Objekte innerhalb weniger Minuten ermöglicht. Die Webanwendung richtet sich an Baustoffproduzenten. Durch den Single-Source-Ansatz bleibt nur eine Datenquelle für die Aufbereitung und den Export der BIM-Objekte im Produktdatenmanagementsystem (PIM) des Baustoffherstellers. Jede PIM-Veränderung wird automatisch in allen BIM-Kanälen vollzogen.

Wie eine Pipeline

„BIM & More fungiert als eine Art Pipeline mit Aufbereitungsanlage zwischen der Datenbank des Herstellers und Architekten und Planern“, sagt Matthias Uhl, Gründer und Geschäftsführer von Die Werkbank GmbH. „Es gibt nur eine einmalige Projektphase im Unternehmen, die sich auf das komplette Produktportfolio bezieht“, erklärt er die rasche Umstellungsmöglichkeit. „Je nach BIM-Readiness des Unternehmens kann das in zwei bis drei Monaten erledigt sein. Das Unternehmen kann nach dieser Projektphase selbstständig in der vollen Breite des Produktportfolios tagesaktuell und BIM-konform Daten veröffentlichen und Planern und Architekten zur Verfügung stellen.“

In Österreich verwenden die Marken Austrotherm, Rigips Austria und Isover Austria BIM & More. Dennoch sieht auch Uhl beim Thema BIM im D-A-CH-Raum noch Aufholbedarf. „Deutschland kommt jedoch eine gewisse Bedeutung durch seine Größe zu, wenngleich es mit Blick auf die Digitalisierung insgesamt kein Vorreiter ist“, sagt Uhl. „Hier laufen jetzt größere BIM-Projekte der Baustoffindustrie, weil sich diese durch die Marktgröße besser amortisieren können, als das in kleineren Ländern der Fall ist.“

JAHR DER DIGITALISIERUNG

Am 5. März 2019 veranstaltet Building Smart Austria den BIM Globe. Bei dieser Veranstaltung werden Referenten aus den D-A-CH-Ländern Projektrealisierungen vorstellen. „2019 ist das Jahr der Digitalisierung, und Building Smart wird ab dem zweiten Quartal mit einer namhaften österreichischen Gruppierung eine internationale BIM-Zertifizierung umsetzen“, sagt Building-Smart-Austria-Geschäftsführer Alfred Waschl.

> > > Mehr Infos: www.buildingsmart.co.at

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