Die ersten Folgen dieses Blutskandals

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In Deutschland laufen Verfahren, die bei Mark S. sichergestellten Blutbeutel zuzuordnen. Auch ein Tiroler Radprofi wurde verhaftet, die Anti-Doping-Agentur überprüft ihre Testmethodik.

Wien. Die Nationale Anti-Dopingagentur Nada steht im Fall des unter Blutdopingverdacht stehenden Radprofis aus Tirol sowie den beiden Langläufern im regen Informationsaustausch mit dem ermittelnden Bundeskriminalamt. Das bestätigte Nada-Vertreter David Müller. Was sind die aktuellen Erkenntnisse der Razzien in Seefeld und Erfurt? Wieso wurde in diesem Zusammenhang ein Radprofi verhaftet? Was sind die Folgen?

40 Blutbeutel

Noch fehlen weitere Angaben aus Deutschland, aber die Behörden arbeiten an der Decodierung der in Erfurt bei Sportmediziner Mark S. sichergestellten 40 Blutbeutel. Auch die Einvernahmen von S. und dessen Vater laufen noch, sie sicherten in München jedoch bereits „volle Kooperation“ zu. Müller sagt daher: „Es ist nicht auszuschließen, dass es noch weitere Dopingfälle in Österreich geben könnte.“ Der Radprofi gehörte zu dem System von Mark S.

Der Radprofi

Der Tiroler, mutmaßlich handelt es sich um Stefan D., 31, wurde am Freitag verhaftet, einvernommen und nach einem Geständnis (Blutdoping) wieder auf freien Fuß gesetzt. Er war im vergangenen Jahrzehnt einer der erfolgreichsten heimischen Radprofis, galt als Bergspezialist und war seit 2010 bei verschiedenen Rennställen unter Vertrag. Er schaffte Spitzenplätze bei renommierten Events wie Paris–Nizza. Der Stubaier gewann im Juli 2017 die Österreich-Rundfahrt – und eine Bergetappe der Spanien-Rundfahrt Vuelta.

Vor Weihnachten 2018 wurde er völlig überraschend vom polnischen World-Team CCC aus „persönlichen Gründen“ freigestellt.
D., für den die Unschuldsvermutung gilt, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch der Österreichische Radsport-Verband verfügte vorerst über keine Informationen. Aber: Der Verdacht gegen den Sportler habe sich im Zuge der Ermittlungen gegen S. und den Dopingrazzien in Seefeld und Erfurt erhärtet.

Euro-Dopingpool

Österreichs Dopingjäger (Nada) waren über die Ermittlungen und Verhaftungen der Langläufer informiert, Mitarbeiter waren auch in Seefeld vor Ort. Es läuft mit deutschen Behörden und Dopingermittlern ein Informationsaustausch. Ein europäischer Haftbefehl ermöglichte die Razzien.

Sperren und Strafen

Im Fall des Radprofis ist das gleiche Nada-Vorgehen wie bei den Langläufern Max Hauke und Dominik Baldauf – ARD hinterfragt die Rolle von Trainer Gerald Heigl – zu erwarten, gegen die die Rechtskommission Verfahren eingeleitet und Suspendierungen ausgesprochen hat. Ebenso steht seitens des Strafrechts eine Anklage wegen Sportbetrugs (Strafrahmen: bis zu drei Jahre Haft) im Raum.

Neue Dopingmethode

Dieser Skandal muss Auswirkungen auf das Testsystem haben. Denn Hauke und Baldauf hatten seit Dezember sechs negative Tests abgeliefert. Aktuell wurde kurz vor dem Wettkampf Blut zugeführt und sofort nach dem Rennen wieder abgezapft – das ist für Ermittler neu. Der Fokus bisheriger Trainings- und Rennkontrollen liege auf Substanzen, die schnell im Körper wirken.

ÖOC: Keine Stellungnahme

Das Österreichische Olympische Comité wird sich zu den laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Innsbruck in der Blutdopingcausa nicht äußern. „Die ÖOC-Position ist eindeutig: Wir bekennen uns im vollen Umfang für den Schutz des sauberen Athleten. Zu laufenden Ermittlungen nehmen wir nicht Stellung“, teilte ÖOC-Präsident Karl Stoss auf Nachfrage mit. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2019)


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