Volle Mitgliedsgebühr, für die man kaum etwas bekommt? "McFit" zeigt, wie das geht. Und bietet den Kunden eine wertvolle Lektion in Flexibilität.
Wir schreiben Anfang März, und in den Fitnesstempeln lichten sich allmählich die Hallen. Ganz genau: Der innere Schweinehund, zu Jahresbeginn gnadenlos niedergerungen, hat bei einem Gutteil der Neujahrs-Fitnessfans mittlerweile einen fulminanten Sieg hingelegt. Was soll man machen, das ist ja irgendwie Naturgesetz.
Herr S. kennt das alles, aber er kämpft tapfer. Anfang Jänner, gleich nach Silvester, hat er sich beim "McFit" in der Wiener Mariahilfer Straße eingeschrieben. Gerne hätte er das bloß für die Wintermonate gemacht, im Sommer ist man ja bevorzugt an der frischen Luft. Doch das McFit-Team kennt da gar nichts: Ein Jahr ist das Mindeste, und damit basta. Herr S. hat zähneknirschend zugestimmt, der geradehängende Haussegen ist ja auch was wert.
S. geht auch weiterhin ins Fitnesscenter. Etwas seltener als zu Jahresbeginn, aber immerhin. Er bleibt dran. Disziplin und so. Am vergangenen Wochenende musste er allerdings wieder unverrichteter Dinge heimgehen. Die große Halle mit Laufbändern, Fahrrädern, Crosstrainern, Steppern und wie sie alle heißen war nämlich leer. Nein, nicht menschenleer. Sondern geräteleer. Alles weg. Kein schöner Anblick.
An der Rezeption entspann sich dann ein Dialog, der recht österreichisch ist. Kunde: „Entschuldigen Sie, was ist da los?“ Rezeptionist: „Wir bekommen neue Geräte.“ Kunde: „Wann?“. Rezeptionist: „In zirka zwei Wochen.“
Kein Produkt, trotzdem zahlen
Herr S. hätte an dieser Stelle eine Diskussion darüber beginnen können, ob es nicht sinnvoller wäre, die alten Geräte unmittelbar vor Lieferung der neuen zu entsorgen. Aber das wäre wohl zu sehr ins Detail gegangen. S. begnügte sich also mit einer einfachen Formel. Die da lautet: Er zahlt 100 Prozent und hätte dafür auch gerne 100 Prozent. Der Funke ist da aber nicht wirklich übergesprungen. Es gab nur Achselzucken.
Herr S. begann sich also zu ärgern. Er werde der Geschäftsleitung schreiben, drohte er. Und da funkte es. Endlich. Allerdings mit der für S. eher unbefriedigenden Antwort: „Das wird nichts bringen. Weil Sie können ja beispielsweise in unser Fitnesscenter in der Lugner City ausweichen.“
Eh. Und Herr S. hat zwei wertvolle Lektionen gelernt.
Erstens: Solange der Kunde flexibel ist, ist alles gut.
Zweitens: Fitnesscenter und der innere Schweinehund stecken offenbar unter einer Decke.