Der Christchurch-Attentäter fiel auf seiner Reise, an der auch drei Österreicher teilnahmen, kaum auf. Nur die Buchung über den schwedischen Reiseveranstalter war bizarr.
Wien. Drei junge Touristen lächeln breit in die Kamera, hinter ihnen posieren Sicherheitskräfte, man sieht nur einen Teil der Uniform. Das Bild wurde im September 2014 aufgenommen, vor dem Großmonument Samjiyŏn in Nordkorea. Die 15 Meter hohe Bronzestatue von Staatsgründer Kim Il-sung ist Fixpunkt jeder Nordkorea-Tour.
Einer der Männer auf dem Foto ist Brenton Tarrant – der rechtsradikale Massenmörder, der am 15. März im neuseeländischen Christchurch 50 Menschen in zwei Moscheen erschoss, darunter Kinder. Was dem Australier in Nordkorea durch den Kopf ging, fragen sich heute viele: Glaubte er schon an seine wirren Rassentheorien? Reiste er ins totalitäre Nordkorea, weil die Kim-Tyrannen so „erfolgreich das reine Blut ihres Volkes beschützen“, wie es in rechtsradikalen Foren heißt?
„Im Ruhestand“
Fragen, die sich wohl auch Tarrants Reisebekanntschaften stellen. Nach Nordkorea reiste der Australier mit dem schwedischen Touroperator Korea Konsult. 25 Personen waren Teil der Gruppe, darunter drei Österreicher – zwei Wiener und ein Grazer, wie „Die Presse“ erfuhr.
Gebucht hatte Tarrant die zweiwöchige Reise von Thailand aus. Er befand sich damals auf Weltreise, die er mit seinem Erbe finanzierte. Das Nordkorea-Programm war dicht und führte unter anderem nach Pjöngjang, in die Eisenstadt Chongjin, zu den Bergen Paektu, Chilbo und Kumgang.
Tarrant sei in keiner Weise aufgefallen, sagt ein Korea-Konsult-Mitarbeiter zur „Presse“. Nicht einmal erinnern konnte sich sein Reiseführer an ihn. Nur die Buchung sei bizarr gewesen: Als Beruf habe der 22-Jährige „im Ruhestand“ angegeben. Und auf Nachfragen geantwortet: „Ich habe genug Geld, um in Ruhestand zu gehen, auch für immer.“ (basta)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2019)