Arbeitslosigkeit steigt bei Akademikern und sinkt bei Pflichtschulabgängern

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Die Arbeitslosenquote ist im März in Österreich zurückgegangen - doch nicht jede Gruppe kann davon profitieren. Das liegt auch am Konjunkturzyklus.

Im März waren in Österreich 368.979 Menschen ohne Beschäftigung, davon 304.411 arbeitslos gemeldet und 64.568 in Schulung, teilte das Arbeitsmarktservice (AMS) am Montag mit. Das waren um rund 29.500 Betroffene (7,4 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote nach heimischer Berechnung sank um 0,6 Punkte auf 7,4 Prozent. Nach Eurostat-Berechnung beträgt die Arbeitslosigkeit in Österreich 4,8 Prozent, wie das Sozialministerium bereits am Sonntag bekannt gegeben hat.

Der Bausektor hat diesmal besonders stark zum Rückgang der Arbeitslosigkeit beigetragen, während der Rückgang im Tourismus nur geringfügig war. Beides lasse sich aus den heuer deutlich späteren Ostertagen erklären, so AMS-Chef Johannes Kopf zu den Arbeitslosenzahlen. Denn der letzte Märztag fiel im Vorjahr auf den Karsamstag, zu dem der Wintertourismus noch Hochsaison hatte, und der Bausektor war noch nicht richtig angelaufen.

Der Rückgang bei der Arbeitslosigkeit am Bau um mehr als ein Fünftel hat dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit Lehrabschluss um gut 10 Prozent, bei Menschen mit höchstens einem Pflichtschulabschluss um gut 5 Prozent zurückgingen. Auch bei Langzeitarbeitslosen gab es deutliche Rückgänge. Dafür stieg die Arbeitslosigkeit bei Akademikern um über vier Prozent.

Allerdings: Betrachtet man die Gesamtzahlen (siehe Tabelle unten), sind deutlich weniger Akademiker arbeitslos als Menschen mit Pflichtschulabschluss oder Lehre. Annähernd die Hälfte (44 Prozent) der arbeitslosen Österreicher hat maximal einen Pflichtschulabschluss vorzuweisen. Die Arbeitslosenquote dieser Gruppe beträgt 22,8 Prozent und hat sich von den 1990er-Jahren bis 2018 mehr als verdoppelt. In allen anderen Bildungsschichten hat es in dieser Periode nur geringe Anstiege der Arbeitslosenrate gegeben, geht aus einer Spezialauswertung des AMS hervor.

Arbeitslose im März, nach Schulabschluss (Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat)
Arbeitslose im März, nach Schulabschluss (Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat)AMS

Gerade bei den am geringsten Qualifizierten schlägt sich dabei der Konjunkturzyklus am deutlichsten in der Arbeitslosigkeit nieder. Vom Beginn der Finanzkrise 2008 bis zum Wiedererstarken der Konjunktur 2015 verdoppelte sich die Arbeitslosenquote der Pflichtschulabgänger. Seither ist sie aber auch wieder um einige Prozentpunkte zurückgegangen. "Es zeigt sich, dass zwar im langfristigen Trend die Arbeitslosenquote von niedrig qualifizierten Personen einen dramatischen Anstieg aufweist, diese allerdings in Zeiten mit Hochkonjunktur merkbar sinkt. Unternehmen beschäftigen in diesen Zeiten auch niedrig Qualifizierte", kommentiert dies AMS-Chef Johannes Kopf.

Menschen mit maximal Pflichtschulabschluss finden beim AMS aber auch relativ viele Jobangebote, unter denen sie aussuchen können. Im Jahresschnitt 2018 entfiel ein Drittel aller sofort verfügbaren Jobs beim AMS auf dieses Qualifikationsniveau. Nur Personen mit Lehrabschluss - mit einem Drittel aller Arbeitslosen die zweitgrößte Gruppe - hatten ein reichhaltigeres Angebot (fast die Hälfte aller offenen Stellen). In Summe hatten damit drei von vier Arbeitslosen im Jahr 2018 maximal einen Lehrabschluss, 85 Prozent der Jobangebote beim AMS waren an sie gerichtet.

Starker Rückgang bei Männern

Übrigens: Berechnet man außerdem die Schulungsteilnehmer mit ein, gibt es auch bei Akademikern ein kleines Minus von einem Prozent. Da gleiche gilt für Frauen, die deutlich weniger von der Arbeitslosigkeit profitieren als Männer. Inklusive Schulungsteilnehmer sind 2,3 Prozent weniger Frauen arbeitslos, bei Männern gab es einen Rückgang von 11,3 Prozent. Betrachtet man nur die Arbeitslosigkeit, ging sie bei Männern um fast 10 Prozentpunkte zurück, während sie bei Frauen sogar geringfügig anstieg.

Auch ging die Arbeitslosigkeit nur bei Inländern zurück (um 8,1 Prozent), bei Ausländern gab es einen geringfügigen Anstieg (+0,6 Prozent). Die Arbeitslosigkeit sank bei Jugendlichen um 8 Prozent, bei Menschen über 50 um 1,3 Prozent.

Mit Ausnahme Vorarlbergs (+0,8 Prozent) ging die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern zurück, in der Steiermark und im Burgenland um jeweils rund 12 Prozent. Die gesamte Beschäftigung stieg um 2,2 Prozent auf geschätzt 3,79 Millionen Personen.

APA

>>> Arbeitsmarktdaten für März

(APA/Red.)

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