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"Game of Thrones" Staffel acht, Folge zwei: Reden vo(r)m Tod

Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer(c) HBO/sky (Helen Sloan)
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"A Knight of the Seven Kingdoms" ist der erste Teil einer größeren Geschichte. Man versteht, wieso David Benioff und D.B. Weiss gern einen Film aus Staffel acht gemacht hätten.

Spoiler-Warnung: In diesem Episodenblog wird die Handlung der jeweils beschriebenen "Game of Thrones"-Folge verraten.

Wenn sich je eine Folge von "Game of Thrones“ für ein Double-Feature oder den ersten Teil eines Kinofilms, wie Serienmacher David Benioff und D.B. Weiss gerne gehabt hätten, eignen würde, dann diese gemeinsam mit der nächsten: "A Knight of the Seven Kingdoms" ist Build-up, Aufbau, für die Schlacht, die kommen wird in der nächsten Folge, deren Name noch nicht bekannt ist. Die 55 Minuten bestehen zum großen Teil aus Gesprächen und unweigerlich kommt einem der Gedanke: wer spricht hier seine Abschiedsworte? Wer wird den Kampf zwischen den Lebenden und Toten vor und wahrscheinlich in Winterfell überstehen?

Die Figuren sind nämlich ganz schön pessimistisch. Kaum jemand redet vom Überleben. Nur Tyrion, Grey Worm und Daenerys Targaryen gehen davon aus, dass es ein Danach zumindest theoretisch geben könnte. Die anderen sprechen ständig davon, dass sie sterben werden.

Darf Jaime auch mitmachen?

Auf der Handlungsebene passiert wenig. Am Anfang steht Jaime Lannister vor den Herrschern über Winterfell, Sansa Stark, Königin Daenerys und Jon Snow, und damit vor seinen Richtern. Darf er, der Daenerys' Vater ermordet, gegen Sansas Vater und Bruder gekämpft hat, an ihrer Seite stehen? Vor allem, da er keine Reue zeigt? "I'd do it all again", sagt er. Es ist Brienne, deren Worte Gehör finden. Nicht bei Königin Daenerys, sondern bei Sansa, die über den Kopf der Mächtigeren hinweg entscheidet. Jon lässt sich nicht in den Machtkampf der beiden Frauen hineinziehen, sondern wählt den Mittelweg: Pragmatismus. "We need every man we can get", sagt er. Selbst einen Einhändigen.

(c) HBO

Die letzte Nacht

Bran, Weltmeister im Bockschauen, hält sich erstaunlich zurück. Zumindest bei ihm, den er aus dem Fenster gestoßen hat, enschuldigt sich Jaime. Aber ohne ihn, weiß Bran, wäre er nicht der Three-Eyed-Raven geworden. Damit eine Schlüsselfigur in dieser Geschichte.

Tormund Giantsbane, Beric Dondarrion und Dolorous Edd sind mit einer schlechten Nachricht nach Winterfell gekommen: Spätestens im Morgengrauen werden die White Walker mit ihrer Armee der Untoten vor Winterfell stehen. Angesichts der Unsullied und der Dothraki, die man im Vorspann (erneut aus White-Walker-Perspektive) sieht und den vielen Schlachtvorbereitungen (Fallbrücken, Spieße, Katapulte) ahnt man, warum die Dreharbeiten 55 Nächte gedauert haben. Diese Schlacht wird episch.

"That's what death is, isn't it?"

Erneut stellt man sich hier die Frage: Was wollen die White Walker? Geht es dem Night King wirklich um Bran, wie er bei der letzten Team-Sitzung vor der Schlacht behauptet? Er wolle die ewige Nacht, sagt Bran über den Night King. "He wants to erase this world and I am it's memory."

Sam buchstabiert das noch einmal aus für alle aus: Der Tod sei das Vergessen: "That's what death is, isn't it? Forgetting. Being forgotten. If we forget where we've been and what we've done, we're not men anymore." Wenn sich niemand an einen mehr erinnert, ist man wirklich ausgelöscht, sofern es kein Leben nach dem Tod gibt (an das scheinen in "Game of Thrones“ nur wenige zu glauben). Ist es wirklich das, worum es dem Night King geht? Der absolute Tod?

"We can't beat him in a straight fight"

Bran will jedenfalls im Godswood, dem kleinen Wäldchen mit dem rotblättrigen Baum innerhalb der Burgmauern, auf den Night King warten. Theon wird Bran zur Seite stehen und vermutlich Jon soll den Herrscher über die Untoten dann töten. So der Plan, denn (man kennt Jons Motivationsrede aus dem Trailer): "Our enemy doesn't tire, doesn't stop, doesn't feel. We can't beat him in a straight fight". Aber wer den König tötet, beendet den Krieg. Jaime hat das einst vorgemacht.
Meine Vermutung: wenn die Schlacht verloren wird, aber die Flucht gelingt, wird der "Krüppel" Bran einen Arm weniger haben - denn auf seinem Unterarm hat der Night King seinen "Ortssensor" hinterlassen.

Was bleibt sonst von diesen vielen Gesprächen und (kurzen) Begegnungen?

Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer
Game of Thrones - Das Lied von Eis und Feuer(c) HBO/Sky (Helen Sloan)

Daenerys ist versöhnlich unterwegs: Erst versucht sie, Sansa für sich zu gewinnen. Das gelingt ihr beinahe. Erstaunlich, wie freimütig sie zugibt, dass die Jon liebt. Dann söhnt sie sich mit Tyrion aus, an dem sie oft ihre Wut auslässt. Sowohl Sansa als auch Jorah Mormont ergreifen Partei für Tyrion - und sie hört tatsächlich auf die beiden und beordert ihre "Hand" vor der Schlacht in die Krypta, wo er sicher sein soll.

Die Krypta, ein sicherer Ort?

Aber das wird ein bisschen zu oft betont: geh in die Krypta, dort bist du sicher! Hm. Was wird dort passieren? Mit Sam, Tyrion und dem kampfeslustigen Nordmädchen gibt es dort zumindest ein paar wehrhafte Figuren. Ich wünschte nur, Lady Lyanna Mormont wäre auch unten, aber sie will unbedingt aufs Schlachtfeld. Da kann ihr großer Cousin Jorah Mormont sagen, was er will.

Werden die Toten auferstehen? In dem Lied, das Podrick Payne singt, tanzt eine Jenny mit ihren Geistern (sehr schöne Interpretation von Florence and the Machine im Abspann). Die Lieder in "Game of Thrones" sind nicht zufällig gewählt. "And she never wanted to leave", lautet der letzte Satz des Songs.

"Fuck tradition"

Podrick gehört zu dieser sehr seltsamen weinseligen Runde mit Tormund, Davos Seaworth, Tyrion, Jaime und Brienne, die ihre letzte Nacht miteiander verbringen. Es gibt viel Geplänkel, und einen schönen, erhebenden Moment: Jaime schlägt Brienne zum Ritter. Anteil daran hat auch Tormund ("fuck tradition!“ Yeah!). So gewinnt man das Herz einer großen Frau mit gelbem Haar, Tormund: indem man ihre Träume erfüllt! Nicht mit seltsamen Heldengeschichten, in denen man als Zehnjähriger von einer Riesin gesäugt wird.

Wie kann man die letzte Nacht noch verbringen außer mit Trinken? Mit Sex natürlich. Wahrscheinlich hätte man eher auf Jon und Daenerys gewettet, aber es sind Gendry und Arya, die einander nahe kommen. Schön, wenn Arya ein Hobby findet außer das Töten. Andererseites: Tolle neue Waffe, wie schaut die in Action aus?

Brütend in der Krypta, wo sonst?

Wie verbringt Jon seine vielleicht letzten Stunden? Natürlich brütend in der Krypta, wo ihn Daenerys findet, vor der Statue von Lyanna Stark, seiner Mutter, wie wir wissen. Dass er Daenerys so schnell die Wahrheit über seine Herkunft erzählen würde, hätte ich mir nicht gedacht. Den beiden bleibt freilich nicht mehr viel Zeit, Staffel acht hat nur sechs Folgen - und das Geständnis hat sich auch wirklich angeboten. Wie die Botschaft "Ich bin dein Neffe! Und der Eiserne Thron gebührt genaugenommen mir" aufgenommen wird, ist offen. Denn schon erklingen die Hörner, die zur Schlacht rufen.

Auffälliges:

  • Was war das, was Sansa mit ihrem Berater gesprochen hat? Ich glaube, sie hat einen Evakuierungsplan.
  • Theon und Sansa? Seit wann verstehen sich die beiden SO gut?
  • Beim Gespräch zwischen Sam, Dolorious Edd und Jon Snow sieht man endlich wieder einmal Ghost!
  • Kann Drachenfeuer dem Night King etwas anhaben?
  • Tyrion hört sich Brans Geschichte an (und hat trotzdem noch Zeit für die Trinkgesellschaft, so lange kann sie also doch nicht sein): Was nimmt er aus der Erzählung mit?
  • Jon nennt Daenerys wieder "Dany". Diesmal protestiert sie nicht. Darf er das, weil er jetzt zur Familie gehört?
  • Was sollen diese vielen Witze über Jons Größe? So klein ist er auch wieder nicht ...

Zitate:

  • Gendry beantwortet Aryas Frage, wie die White Walker sind: "You want to know what they’re like? Death. That’s what they’re like."
  • Samwell Tarly: "Everyone seems to forget I killed the first White Walker."
  • Dolorous Edd: "Samwell Tarly. Slayer of White Walkers. Lover of ladies. As if we needed any more reason to know the world is ending."
  • Tyrion zu Jaime über Cersei: "You always knew exactly what she was, and you loved her anyway."
  • Tormund zu Brienne: "I’m no king, but if I were. I’d knight you ten times over."

Wen wird es treffen?

Hier meine Spekulationen (Achtung, Spoiler, könnte ja zutreffen - wobei meine Spekulationen oft danebenliegen)

  • Grey Worm: weil er Zukunftspläne mit Missandei schmiedet.
  • Lyanna Mormont: weil "Game of Thrones" unbarmherzig zu Kindern ist
  • Jorah Mormont: weil er sich selbst als Berater von Daenerys überflüssig macht, indem er Tyrion bei ihr bewirbt
  • Brienne: weil sie erreicht hat, was sie immer wollte: Ritter sein!
  • NACHTRAG: Sam. Ob er nun in der Krypta kämpft oder oben. Sein Tod wäre wirklich tragisch - und würde der Schlacht dann richtig Gewicht geben. 


Der Text von "Jenny of Oldstones"

High in the halls of the kings who are gone
Jenny would dance with her ghosts.
The ones she had lost and the ones she had found
And the ones who had loved her the most.

The ones who’d been gone for so very long
She couldn’t remember their names
They spun her around on the damp cold stone
Spun away all her sorrow and pain

And she never wanted to leave
Never wanted to leave.

>> „Die Presse“ bloggt zu jeder Folge der neuen Staffel:  DiePresse.com/gameofthrones

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