Deutsche halten Enteignung für kein gutes Mittel

Vor allem in Ballungsräumen wächst der Unmut der deutschen Bevölkerung über steigende Mieten.
Vor allem in Ballungsräumen wächst der Unmut der deutschen Bevölkerung über steigende Mieten.(c) APA/dpa/Angelika Warmuth (Angelika Warmuth)
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Die Mehrheit ist aber mit hohen Mieten unzufrieden.

Berlin/Bochum. 70 Prozent der Deutschen halten die Enteignung privater Wohnungsunternehmen nicht für ein geeignetes Mittel, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das ergab eine repräsentative Umfrage von Infratest Dimap für die „Welt am Sonntag“. 23 Prozent halten eine Enteignung indes für ein „gutes oder sehr gutes“ Mittel.

Der Neubau von Sozialwohnungen wird von der überwiegenden Mehrheit (89 Prozent) positiv gesehen. Fast ebenso viele verlangen vom Staat, dass er dafür sorgt, dass die Mieten vorübergehend nicht stärker steigen als die Inflation. 46 Prozent der Befragten sprachen sich für höhere Mietzuschüsse aus.

Vor allem in Ballungsräumen wächst der Unmut der deutschen Bevölkerung über steigende Mieten. In Berlin hat deshalb kürzlich ein deutschlandweit einmaliges Volksbegehren zur Enteignung großer Wohnungskonzerne begonnen.

Der Chef von Deutschlands größtem Immobilienkonzern Vonovia, Rolf Buch, sagte der „Welt am Sonntag“, er glaube, es gebe in Deutschland einen gesellschaftlichen Konsens, „dass wir Situationen wie in London nicht haben wollen, wo nur noch reiche Haushalte sich das Stadtzentrum leisten können“. Von Enteignungen hält Buch aber nichts. Eine solche Maßnahme schaffe keine Wohnungen. Die Politik müsse stärker eingreifen, forderte er.

Vonovia hat vor einem Jahr die Buwog übernommen und vermietet rund 400.000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden. (dpa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2019)

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