Die Milizen von General Dagalo, Vizechef des Militärrats, richteten ein Blutbad unter Demokratieaktivisten an. Jetzt wollen sie „verhandeln“.
Tunis/Khartum. Er ist skrupellos und brutal, seine 50.000 Männer sind ihm blind ergeben – Mohammed Hamdan Dagalo (46) ist derzeit der wohl mächtigste Mann im Sudan. Seine Paramilitärs richteten zu Wochenbeginn in Khartum unter den Pro-Demokratie-Demonstranten ein Blutbad an, während reguläre Soldaten meist ungerührt zuschauten. Mindestens 100 Menschen starben im Kugelhagel, Hunderte wurden verletzt. Die Sitzblockaden in Khartum hatten maßgeblich zum politischen Ende von Langzeitmachthaber Omar al-Bashir beigetragen, der im April von Militärs gestürzt worden war.
Überall in Khartum sind nun die typischen Pick-up-Trucks der sogenannten Schnellen Unterstützungskräfte (RSF) mit ihren Maschinengewehren postiert, befehligt von Milizenchef Dagalo, den das Volk Hemedti nennt. So klang es wie Hohn, als der regierende militärische Übergangsrat gestern erklärte, man sei „ohne Vorbedingungen bereit zu Verhandlungen mit anderen Gruppen“. Man wolle nur vermeiden, dass das Land im Chaos versinke. Am Dienstag noch, einen Tag nach dem Massaker, hatte der Rat Verhandlungen mit den Vertretern der Protestbewegung für nichtig erklärt und Neuwahlen ausgerufen, die in spätestens neun Monaten stattfinden sollen. Damit bleibt das Machtmonopol der Generäle vorerst unangetastet.