Österreichs U21-Team klammert sich bei der EM an den letzten Aufstiegsstrohhalm, muss jetzt aber Deutschland besiegen. Xaver Schlager dementiert den Salzburg-Abschied – noch.
Udine. Österreichs U21-Fußballteam ist relativ hart auf dem Boden der Realität gelandet. Im zweiten EM-Gruppenspiel in Italien erinnerte fast nichts mehr an die Mannschaft, die Serbien zuvor mit 2:0 und eindrucksvoll die Schneid abgekauft hatte. Hannes Wolf war zwar auf jedem Trikot seiner ÖFB-Kollegen präsent, doch das Fehlen des verletzten Neo-Leipzig-Legionärs war nicht zu übersehen.
Dazu gesellten sich Müdigkeit, Nervosität, Abspielfehler, schlechte Pässe, fehlender Mut für Offensivaktionen, eine schwache erste Halbzeit mit umstrittener Aufstellung, sehr schwaches Abwehrspiel (Danso) und ein vergebener Elfmeter (Baumgartner) – damit ist das ernüchternde 1:3 gegen Dänemark trocken und simpel erklärt. Die Skandinavier waren besser, verbuchten einen Stangenschuss und haderten mit einem nicht gegebenen Treffer (Abseits).
Doch sie und Deutschland (6:1 gegen Serbien) haben nun im Kampf um den Aufstieg ins Semifinale die besseren Karten: Der DFB-Auswahl genügt gegen Österreich am Sonntag (21 Uhr) ein Remis. Die Dänen treffen zum Abschluss auf bereits chancenlose, nach zwei Niederlagen womöglich auch eher desinteressiert spielende Serben. Das Team von Werner Gregoritsch muss Deutschland besiegen – und hoffen. Denn gewinnen die Dänen im Parallelspiel, wird der Aufstieg noch illusorischer. Dann muss Österreich mit drei Toren Unterschied siegen. Diese Wahrscheinlichkeit ist ob der Spielstärke der Deutschen sehr gering.
„Nur Autogramme gegeben“
Nachdem der EM- und damit auch der Olympiatraum – die Semifinalisten (Spieler-Stichtag: 1. 1. 1997) qualifizieren sich automatisch für die Sommerspiele 2020 in Tokio – geplatzt scheint, drängen anstehende Transfers in den Vordergrund. Und im Mittelpunkt steht einmal mehr Meister Salzburg.
Wolf und Stefan Lainer (Gladbach) sind bereits weg, nun dürfte auch Xaver Schlager seine Zelte in Salzburg abbrechen – und nach Wolfsburg wechseln. Er selbst dementierte Berichte von „Kicker“ und „Bild“, gab aber im gleichen Atemzug zu, dass er sich „jeden deutschen Verein vorstellen“ könne. „Eine bessere Liga, super Umfeld. Wenn man diese Chance hat, muss man doch überlegen.“
Bei RB Salzburg wollte man auch am Freitag noch nichts von einem Transfer des 21-jährigen Oberösterreichers wissen, der ein Wunschspieler von Wolfsburgs neuem Trainer, Oliver Glasner, ist. Passend dazu ist eine Aussage: Schlager würde nach dem anstehenden Urlaub nur zu einem Klub wechseln, dessen Trainer er kennt, vertraut. Weil er von der Vorbereitung viel verpassen würde und nicht auf der Tribüne sitzen wolle.
Dass der Fußballer ob seiner Erfolge (Youth League, BNZ, Meister, Cupsieger) und Auftritte im ÖFB-Trikot Begehrlichkeiten weckt, steht außer Frage. Er wird Salzburg im Sommer definitiv verlassen, daran besteht kein Zweifel mehr. Es wäre sogar eine große Überraschung, wenn er bliebe.
Poker um die Ablöse
Woran es also aktuell noch hapert, dass offizielle Bestätigungen so hartnäckig verweigert werden? Höchstwahrscheinlich spießt sich alles nur noch an der Ablösesumme. Zwölf Millionen Euro werden in deutschen Medien kolportiert, diese Summe soll auch vertraglich festgelegt sein, um die Klausel zu ziehen. Ein Salzburg-Insider verriet, dass sich der Klub noch drei, vier Millionen erhoffe, um den Deal sofort abzusegnen. In alter „Red-Bull-Manier“ wird aber so lang geschwiegen, bis das letzte Spiel absolviert ist.
Wird Schlagers Wechsel zu Wolfsburg nach der EM tatsächlich verkündet, erscheinen seine Aussagen in einem ganz anderen Licht. Dann war alles nur ein sehr schlechtes Schauspiel von ihm. Aber junge Fußballer müssen auch diese hohe Kunst erst lernen. (fin)
DER WEG ZUM AUFSTIEG
Österreichs U21-Team träumt weiter vom Aufstieg ins EM-Semifinale. Es ist nicht unmöglich, aber sehr schwer:
Die Gregoritsch-Elf muss am Sonntag Deutschland (21 Uhr, live ORF Sport+) besiegen und hoffen, dass Serbien gegen Dänemark punktet. Siegen die Dänen, müsste die ÖFB-Truppe Deutschland mit drei Toren Unterschied bezwingen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.06.2019)