Iran: Cyber-Angriffe der USA waren erfolglos

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Washington soll Medienberichten zufolge eine Vergeltungsaktion auf die jüngsten Attacken auf Öltanker im Golf von Oman durchgeführt haben. Laut der Regierung in Teheran wurden die Cyber-Angriffe erfolgreich abgewehrt.

Mehrere Cyber-Angriffe der USA auf den Iran sind nach Angaben der Regierung in Teheran erfolgreich abgewehrt worden. Die USA versuchten es immer wieder, hätten aber keinen Erfolg gehabt, teilte der iranische
Telekommunikationsminister Mohammed Jawad Azari Jahromi am Montag
per Twitter mit.

Die USA haben Medienberichten zufolge vergangene Woche den Iran mit einem Cyberangriff ins Visier genommen. Es habe sich nach den jüngsten Attacken auf Öltanker im Golf von Oman um eine Vergeltungsaktion gehandelt, berichtete das Nachrichtenportal Yahoo News am Samstag unter Berufung auf frühere Geheimdienstvertreter. Der Cyberangriff habe am Donnerstag stattgefunden und sei von langer Hand vorbereitet gewesen. Die "Washington Post" berichtete, die Aktion habe das iranische Raketenabschusssystem außer Kraft gesetzt. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Washington wollte sich dazu nicht äußern.

Im vergangenen Jahr seien 33 Millionen Cyber-Angriffe durch die
nationale Firewall abgewehrt worden, sagte Azari Jahromi und sprach
von "Cyber-Terrorismus". Er verwies auch auf das erste bekannt
gewordene, gegen die Industrie eingesetzte Computer-Virus Stuxnet,
mit dem 2007 iranische Atomanlagen attackiert wurden. Stuxnet war
2010 entdeckt worden, nachdem das Virus das Computersystem der
Uran-Anreicherungsanlage im iranischen Natanz befallen hatte.
Stuxnet wurde vermutlich von den USA und Israel entwickelt.

Trump: Habe den Iran nicht gewarnt

Die seit Monaten andauernden Spannungen zwischen dem Iran und den USA hatten sich Ende der vorigen Woche gefährlich zugespitzt. Der Iran schoss am Donnerstag zuerst eine Aufklärungsdrohne ab, die nach Angaben aus Teheran den Luftraum des Landes verletzt und auf Warnungen nicht reagiert hatte. Nach US-Angaben flog das unbemannte Flugzeug dagegen in internationalem Luftraum. Die USA hatten nach dem Abschuss der Drohne einen Gegenschlag für Freitag vorbereitet, den US-Präsident Donald Trump nach seinen Worten nur zehn Minuten zuvor abgesagt hatte.

Trump verteidigte seine Entscheidung am Samstag und betonte zugleich, die militärische Option sei "immer auf dem Tisch, bis wir das gelöst bekommen". Auch US-Sicherheitsberater John Bolton richtete scharfe Warnungen an den Iran: „Unser Militär ist wieder aufgebaut, neu und jederzeit einsatzbereit, bei weitem das beste der Welt.“ Bolton war nach Israel gereist, um mit Vertretern Russlands und Israels über die Lage in der Region zu beraten.

Der US-Präsident hat den Iran nach eigenen Angaben nicht im Voraus vor einem geplanten Angriff gewarnt, den er kurz vor der Ausführung stoppen ließ. "Ich habe diese Botschaft nicht geschickt", sagte Trump dem Sender NBC am Sonntag. Iranische Regierungsvertreter hatten der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, Trump habe Teheran via den Oman gewarnt, dass ein US-Angriff unmittelbar bevorstehe, er aber gegen Krieg sei und Gespräche wolle.

Iran will rechtlich gegen Luftraumverletzung vorgehen

Die "New York Times" berichtete, Bolton werde bei seinem Besuch auch israelische Experten treffen, die in der Vergangenheit mehrfach Angriffe auf die iranischen Atomanlagen simuliert hätten. Israel habe vor einem Jahrzehnt gemeinsam mit den USA eine Cyberattacke auf iranische Atomeinrichtungen unternommen.

Vorerst aber wollen die USA ihre Strafmaßnahmen gegen Teheran verschärfen. Das hatte Trump am Samstag angekündigt. Die zusätzlichen Strafmaßnahmen sollten ab Montag gelten, schrieb Trump auf Twitter, ohne weitere Details zu Art und Umfang zu nennen. Der US-Präsident stellte zugleich in Aussicht, die Sanktionen wieder aufzuheben - als Bedingung dafür hatte er zuvor genannt, dass sich die Führung in Teheran dauerhaft dazu verpflichten müsse, keine Atombombe zu bauen. Er freue sich auf den Tag, wo die Sanktionen wieder aufgehoben würden, schrieb Trump - "je früher, desto besser".

Der Iran hingegen will nun wegen der angeblichen Verletzung seines Luftraumes durch die US-Drohne juristisch gegen die USA vorgehen. Zudem will die iranische Führung den Vereinten Nationen "unwiderlegbare Beweise" für eine Verletzung seines Luftraums vorlegen. Gleichzeitig warnt der ölreiche Staat vor einem bewaffneten Konflikt. "Falls ein Krieg in der Region ausbrechen sollte, würde alles außer Kontrolle geraten, und kein Land könnte dessen Ausmaß und Dauer mehr in den Griff bekommen", sagte ein Kommandant der iranischen Revolutionsgarden.

Rouhani fordert Maßnahmen

Irans Präsident Hassan Rouhani hat internationale Maßnahmen gegen die USA gefordert. "Dieser jüngste Vorfall war erneut ein Verstoß gegen internationale Vorschriften (...) da sie (die Amerikaner) unsere Warnungen ignorierten, mussten wir die Drohne abschießen", sagte Rouhani am Sonntag in seiner ersten Reaktion zu dem Drohnen-Abschuss.

Das war laut Rouhani der Beginn erneuter Spannungen am Persischen Golf, der für die Region als auch die Welt eine strategisch wichtige Route sei. "Daher erwarten wir von der internationalen Gemeinschaft eine angemessene Reaktion und klare Maßnahmen gegen diese Art von Verstößen", so der Präsident in einem Treffen in Teheran mit Gabriela Cuevas Barron, der mexikanischen Leiterin der Interparlamentarischen Union IPU.

Hintergrund der Spannungen ist das von den USA im Mai 2018 einseitig aufgekündigte Atomabkommen. Trump will die Führung in Teheran mit härtesten Wirtschaftssanktionen zwingen, einer Neuverhandlung und schärferen Auflagen zuzustimmen. Der Iran lehnt das ab. Solange Trump nicht zum Atomdeal zurückkehre und die Sanktionen nicht aufhebe "wird der Iran nicht mit den USA verhandeln, auch wenn es zu weiteren Spannungen führen sollte", sagte Präsident Hassan Rouhani.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

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