Die Erbse wird zum Star des Burger-Booms

Daraus wird nun „Fleisch“ gemacht.
Daraus wird nun „Fleisch“ gemacht.(c) REUTERS (Eduard Korniyenko)
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Der Run auf fleischloses Fleisch macht sich bemerkbar. Vegetarisches Protein wird knapp – Erbsen werden teuer.

Wien. 500 Prozent plus. Die Kursentwicklung des amerikanischen Ersatzfleisch-Produzenten Beyond Meat seit seinem Börsengang im Mai kann sich sehen lassen. Aber nicht nur die Investoren glauben an die Zukunft des fleischlosen Fleisches. Auch die Konsumenten greifen immer öfter zu Würsteln, Burger und Speck aus Gemüse.

Das verhilft einem Stiefkind der Agrarbranche zu viel Aufmerksamkeit: Als liebster Eiweißlieferant der alternativen Fleischerzeuger erlebt die Erbse derzeit einen kleinen Höhenflug. Nicht nur Beyond Meat baut seine Burger aus Erbsen und Roten Rüben. Auch der US-Konkurrent Tyson und der Nahrungsmittelriese Nestlé basteln ihre veganen Würste vermehrt aus Erbsenpüree.

Markt seit 2015 verdoppelt

Und schön langsam wird die sichere Versorgung mit dem Rohstoff eng, ließ Beyond Meat kürzlich bei seinem ersten Analyst Call durchblicken. Seit 2015 hat sich der Konsum von Proteinen aus Erbsen auf 275.000 Tonnen im Jahr verdoppelt. Bis 2025 wird der Markt Schätzungen zufolge auf 580.000 Tonnen anwachsen.

Der Einfluss auf den Erbsenpreis ist nicht sofort zu erkennen, da es keine Erbsenbörse gibt und die Preisbildung oft intransparent erfolgt. Nordamerikanische Landwirte berichten allerdings, dass der Preis sich in den vergangenen Monaten fast verdoppelt habe.

Schätzungen gehen von rund 4500 US-Dollar pro Tonne Eiweiß aus Erbsen aus. Im Vergleich dazu: Eine Tonne Protein aus Sojabohnen kostet etwa 3500 Dollar. Trotz des Preisunterschieds verdrängen Erbsen zunehmend Sojabohnen als Basis für Fleischersatz-Produkte. Das liegt vor allem daran, dass Sojabohnen in Nordamerika meist gentechnisch verändert wurden – was den Wünschen der neuen Gemüsefleisch-Konsumenten nicht entspricht. Amerikanische Landwirte wollen ihre Erbsenproduktion daher 2020 um 20 Prozent hochfahren.

Zu wenig Eiweißpulver

Das wahre Nadelöhr sind aber nicht die Erbsen an sich, die (nach dem Ende des Handelsstreits) China reichlich liefern könnte. Es mangelt an ausreichend Kapazitäten bei den Unternehmen, die aus Erbsen das Eiweißpulver herstellen, aus dem das vegetarische Fleisch geformt wird. Alle einschlägigen Unternehmen bauen ihre Produktionskapazitäten daher stark aus. Sie sind sicher: Erbsen werden zur Eiweißquelle der Zukunft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2019)

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