Premiere in Österreichs katholischer Kirche: Unterschriftensammlung für Dompropst Guggenberger.
Klagenfurt/Wien. In der katholischen Kirche Österreichs hat es schon so manches gegeben – Proteste bei der Amtseinführung eines Bischofs, Unterschriften gegen einen amtierenden. Nun gibt es eine Premiere: Es werden Unterschriften für jemanden gesammelt, der Bischof werden soll.
Als „Bischof der Herzen“ wird der vom Vatikan abgesetzte Kärntner Diözesanadministrator Engelbert Guggenberger von der Initiative „Mündige Christen“ bezeichnet. Eine Petition – im Kirchenrecht existieren derlei Instrumente nicht – will erreichen, dass Guggenberger Nachfolger von Alois Schwarz wird. Der wurde vor einem Jahr nach St Pölten versetzt. Seither wird die Diözese Gurk-Klagenfurt nur interimistisch geleitet. Papst Franziskus hat zuletzt Militärbischof Werner Freistetter damit beauftragt. Die Petition richtet sich explizit an Kardinal Christoph Schönborn und an den Nuntius, Erzbischof Pedro López.
Notfalls werde man den Gang nach Rom antreten, so Gabriel Stabentheiner, Betriebsrat und Angestellter der Diözese. Er fungiert als Speerspitze der Kritik an Schwarz, Schönborn und Rom. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch erklärte er, Guggenberger genieße das Vertrauen der Menschen, habe den „Scherbenhaufen“ nach dem Abgang von Bischof Schwarz aufgeräumt und der Kirche Glaubwürdigkeit zurückgegeben. Und: „Guggenberger wurde zur Symbolfigur für den aufrechten Gang in der Kirche.“ Papst Franziskus könne über die Situation nicht vollständig informiert sein, der Umgang widerspreche vielem, was dieser predige.
Mitinitiatorin Gerda Schaffelhofer, Ex-Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, sagte, die Absetzung Guggenbergers sei der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es gebe nun die Chance, dass „die Tradition, brav sein, Hände falten, Goschn halten, durchbrochen wird“. (red./APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2019)