Nach Bluttat in El Paso: Kann man Trump Hetze vorwerfen?

US-Präsident Donald Trump mit First Lady Melania bei ihrer Rückkehr ins Weiße Haus am Sonntag.
US-Präsident Donald Trump mit First Lady Melania bei ihrer Rückkehr ins Weiße Haus am Sonntag.APA/AFP/ALASTAIR PIKE
  • Drucken

Donald Trump sagt, Hass habe keinen Platz in den USA. Mehrere Demokraten geben ihm wegen seiner „rassistischen und entmenschlichenden Sprache“ eine Mitschuld an dem Massaker in El Paso.

Nach der Bluttat im texanischen El Paso mit 20 Toten sieht sich US-Präsident Donald Trump verstärkt Vorwürfen ausgesetzt, er befeuere Rassismus im Land. Mehrere prominente Demokraten beschuldigten den Republikaner am Sonntag, er ebne mit seiner Rhetorik den Weg für Hassverbrechen.

Trump selbst sprach den Menschen in El Paso und in Dayton, wo sich ein weiteres Massaker mit neun Toten ereignet hatte, sein Mitgefühl aus. "Hass hat keinen Platz in unserem Land, und wir werden uns darum kümmern", sagte er vor Journalisten.

Inländischer Terrorismus

Die Bluttat von El Paso behandeln die Ermittler als Fall von inländischem Terrorismus. Ein 21-Jähriger wird verdächtigt, in einem Einkaufszentrum in der Grenzstadt das Feuer eröffnet und 20 Menschen getötet zu haben. 26 weitere wurden verletzt. Der mutmaßliche Schütze hatte sich ergeben. Die Ermittler prüfen, ob er vor der Tat ein "Manifest" verfasste, das im Internet gefunden wurde. El Pasos Polizeichef Greg Allen sagte am Sonntag, es sehe mehr und mehr danach aus, dass der Mann es geschrieben habe. In dem Pamphlet heißt es unter anderem: "Dieser Angriff ist eine Antwort auf die hispanische Invasion in Texas."

Mexiko erwägt inzwischen ein Auslieferungsgesuch gegen den mutmaßlichen Schützen. "Wir werten diese Tat als einen Terroranschlag auf die mexikanisch-amerikanische Gemeinde und die mexikanischen Landsleute in den Vereinigten Staaten", sagte Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard am Sonntag. Unter den 20 Todesopfern waren nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums auch sechs Mexikaner.

„Rassistische und entmenschlichende Sprache"

Kritiker werfen Trump seit längerem vor, mit seiner Rhetorik den Rassismus im Land zu befeuern. Der demokratische Abgeordnete Adam Schiff erklärte am Sonntag auf Twitter: "Wenn der Präsident und andere Führungspersönlichkeiten sich einer rassistischen und entmenschlichenden Sprache bedienen, um Einwanderer und Muslime als Eindringlinge zu beschreiben, dann hören wütende und einsame Männer mit Waffen zu. Und sie schreiten zur Tat."

Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Beto O'Rourke, der aus El Paso stammt, sagte dem Sender CNN, neben einem Verbot kriegsartiger Waffen müsse man auch den Hass und den offenen Rassismus ansprechen, der von Fox News und dem Präsidenten komme. "Er ermutigt es. Er toleriert es nicht nur, er ermutigt es", sagte O'Rourke mit Blick auf Trump.

Die ranghöchste Demokratin Nancy Pelosi forderte die Republikaner im Senat auf, sich Bemühungen anzuschließen, um die Waffengesetze im Land zu verschärfen. "Genug ist genug", erklärte sie.

Härtere Waffengesetze für Trump kein Thema

Bemühungen um schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere - vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des Rechts auf Waffenbesitz, das in der US-Verfassung verankert ist.

Auf die Frage, ob er etwas gegen die Waffenprobleme im Land tun werde, sagte Trump am Sonntag, seine Regierung habe bereits viel getan. Aber vielleicht müsse mehr geschehen. Er fügte hinzu, dass es bei Taten wie denen vom Wochenende auch um ein Problem psychischer Erkrankungen gehe. "Das sind Menschen, die sehr, sehr ernsthaft psychisch krank sind", erklärte er. Der Republikaner kündigte an, sich am Montag noch einmal äußern zu wollen.

Motiv des Shootings von Dayton unklar

Unterdessen herrschte über das mögliche Motiv des Schützen in Dayton (Ohio) Rätselraten. "Wir haben darauf noch keine Antwort", sagte der stellvertretende Polizeichef Matt Carper dem Sender CNN.

Der 24-jährige Weiße soll nahe einer Bar im Zentrum das Feuer eröffnet und neun Menschen getötet haben, darunter seine eigene Schwester. Polizisten erschossen den Angreifer. Die Opfer waren 22 bis 57 Jahre alt. Die Schwester des Mannes ist demnach die jüngste unter ihnen. Sechs der Toten waren Afroamerikaner.

Nach Angaben von Bürgermeisterin Nan Whaley trug der Täter dunkle, schusssichere Schutzkleidung. Er habe eine Waffe mit vielen zusätzlichen Patronenmagazinen benutzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass das schnelle Eingreifen der Polizei Schlimmeres verhinderte. Einsatzkräfte hätten ihn rund 30 Sekunden nach Beginn seiner Tat gestoppt, sagte Daytons Polizeichef Richard Biehl.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Amnesty warnt: USA-Reisende seien vor Waffengewalt nicht sicher

Die Menschenrechtsorganisation kritisiert die laxen Waffengesetze: Bei einem ähnlich hohem Gewaltpegel in anderen Ländern hätten die US-Behörden amerikanische Touristen bereits gewarnt.
Fassungslosigkeit in El Paso: Tausende nahmen an einer Mahnwache für die Opfer eines Schussattentats teil.
Außenpolitik

USA: Trump verspricht „Großartiges“ nach Massakern

Nach den Schussattentaten in Texas und Ohio fordert Präsident Donald Trump die Todesstrafe für Hassverbrechen und Massenmord. Eine Verschärfung der Waffengesetze will er aber an restriktivere Einwanderungsgesetze koppeln.
Trump spricht nach Massaker zur Presse
Außenpolitik

Trump verurteilt Massaker scharf und kündigt Konsequenzen an

US-Präsident Donald Trump hat die verheerenden Bluttaten in El Paso und Dayton mit 31 Toten als barbarisch verurteilt und Konsequenzen angekündigt - darunter eine härtere Bestrafung bei Hassverbrechen.
Zahl der Toten nach Massaker von El Paso steigt auf 22
Weltjournal

Zahl der Toten nach El Paso-Massaker steigt auf 22

Die Zahl der Toten des Massakers im texanischen El Paso ist auf 22 gestiegen. Die Polizei teilte auf Twitter mit, am Montag früh seien zwei weitere Personen, die bei der Attacke verletzt worden waren, gestorben.
Weltjournal

Mexikos Präsident ruft zu strengeren Waffenkontrollen in den USA auf

Nach den zwei Massakern in den USA am Wochenende hat Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador zu strengeren Waffenkontrollen im Nachbarland aufgerufen: „Mangelnde Waffenkontrolle in den USA betreffen auch Mexiko direkt.“

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.