Proteste in Hongkong: „Es gibt kein Ventil mehr für die Wut“

Massenprotest gegen Bevormundung aus Peking. In Hongkong gehen seit Wochen Hunderttausende Menschen auf die Straße. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Massenprotest gegen Bevormundung aus Peking. In Hongkong gehen seit Wochen Hunderttausende Menschen auf die Straße. Immer wieder kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei.(c) REUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Die Polizei habe friedlichen Demonstranten den Krieg erklärt, sagt die Mitorganisatorin der Kundgebungen Bonnie Leung. Es sei „verständlich“, wenn Protestierende gewalttätig werden.

Die Presse: Sie haben die vergangenen Monate mehrere friedliche Massenproteste organisiert. Was sagen Sie zu der jüngsten Gewalteskalation?

Bonnie Leung:
Wir wollen friedliche Proteste mit hoher Beteiligung, um die Regierung unter Druck zu setzen und den Konflikt gewaltfrei zu lösen. Wir wollen nicht, dass Demonstranten oder Polizisten verletzt werden. Leider hat die Polizei unsere Demonstration von Samstag verboten. Sie haben den friedlichsten Demonstranten Hongkongs den Krieg erklärt. Die Regierung ist für das Chaos verantwortlich: Es gibt kein Ventil für die Wut der Bevölkerung mehr.

Hätten Sie mehr an die radikalen Demonstranten appellieren sollen?

Exekutive und Justiz verhaften und klagen Menschen ohne guten Grund an. Sie erhalten von Regierung und Peking volle Unterstützung. Es ist traurig, dass es für die Polizei keine rechtlichen Konsequenzen gibt, obwohl sie illegal Gewalt anwendet. Im Internetzeitalter können die Menschen doch sehen, was passiert, auch wenn sie nicht vor Ort sind. Polizisten verstecken ihre ID-Karten. Das erschwert ein rechtliches Vorgehen. Selbst Opfer, die sich an die Polizei wenden, könnten beschuldigt werden, weil sie an Demonstrationen teilnahmen. Dass die Menschen um ihre Sicherheit fürchten, ist nachvollziehbar.

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Aber die Demonstranten werfen Brandsätze, zerstören U-Bahn-Stationen, veröffentlichen private Informationen von Polizisten. Unterstützen Sie das?

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