Fall Epstein: MIT-Präsident dankte dem Sexualstraftäter für Spenden

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Der verstorbene Multimillionär Jeffrey Epstein hat der US-Eliteuni nach seiner Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs mehr Geld gespendet, als diese zugeben wollte.

Im Skandal um die engen finanziellen Verbindungen zwischen den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein und dem renommierten Massachusetts Institute of Technology der Präsident der Eliteuni nun einen Dankesbrief an Epstein eingeräumt. Rafael Reif teilte am Donnerstag auf der Website der Elite-Universität mit, er sei von Anwälten, die die Verbindungen zwischen dem MIT und Epstein untersuchten, darauf hingewiesen worden, dass er ein Dankesschreiben an Epstein unterschrieben habe.

"Ich habe offensichtlich diesen Brief am 16. August 2012 unterschrieben, etwa sechs Wochen nach Beginn meiner Leitung. Obwohl ich mich nicht daran erinnern kann, trägt er meine Unterschrift", erklärte Reif. Die Spende erfolgte vier Jahre nach der Verurteilung Epsteins.

Der Investmentbanker war 2008 wegen der Prostitution junger Frauen zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden und wurde seitdem als Sexualverbrecher geführt. Er soll jahrelang minderjährige Mädchen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Dank einer umstrittenen Einigung mit der Staatsanwaltschaft kam er damals um einen Prozess herum, sodass seine Opfer nie vor Gericht aussagen konnten. 

Nach einer erneuten Festnahme wurde der 66-Jährige am 10. August dieses Jahres tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums nahm er sich das Leben. Bei einer Verurteilung hätten dem US-Multimillionär, der gute Kontakte zu zahlreichen Politikern und Prominenten hatte, bis zu 45 Jahre Haft gedroht.

Spenden wurden anonymisiert

Auch das MIT wurde in den Skandal hineingezogen. Die Eliteuni hatte bekannt gegeben, dass sie über zwanzig Jahre hinweg Spenden in der Höhe von 800.000 Dollar (720.000 Euro) angenommen hätte. Dadurch hätte Epstein auch von seinen Taten ablenken können. „Keine Entschuldigung kann das wiedergutmachen“, sagte Reif im August.

Eine Recherche des Magazins „New Yorker“ deckte auf, dass das MIT tatsächlich viel mehr bekommen haben dürfte. Der - inzwischen zurückgetretene - Direktor des Forschungsinstituts Media Lab, Joi Ito, räumte ein, von Epstein 525.000 Dollar für das Media Lab und weitere 1,2 Mio. für seinen eigenen Investmentfonds bekommen zu haben. Laut „New Yorker“ habe Epstein auch Spenden von Bill Gates und dem Investor Leon Black in Millionenhöhe organisiert.

Mehrere Angestellte der MIT-Verwaltung hätten von Spenden gewusst, die Epstein der Universität zwischen 2013 und 2017 habe zukommen lassen, erklärte MIT-Präsident Reif nun. Sie hätten Joi Ito gebeten, sicherzustellen, dass der Spender anonym bleibe, damit Epstein diese nicht zur Wiederherstellung seines Rufs nutzen könne.

Auch Harvard profitierte vom Epstein-Netzwerk

Der gut vernetzte Epstein pflegte auch zu anderen Unis Beziehungen. Der Präsident von Harvard räumte am Donnerstag ein, von Epstein Zuwendungen in Höhe von insgesamt etwa 8,9 Millionen Dollar bekommen zu haben. „Aktuellen Informationen zufolge“ wären die letzten Spenden im Jahr 2007 eingetrudelt.

(APA/AFP/Red.)

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