Heinz-Christian Strache (FPÖ) am Samstag, 18. Mai 2019, im Bundeskanzleramt in Wien.
Geschichten des Jahres 2019

Strache, sein Leibwächter und die Hintermänner von Ibiza

Neue Details: Knapp vor der Nationalratswahl tauchte aus der Giftküche des Wiener Anwalts M. neuerlich Material auf, das Strache und der FPÖ schaden soll. Und wie schon beim Ibiza-Video stellt sich die Frage: Wer zahlte dafür?

Geschichten des Jahres. Dieser Artikel ist am 27. September 2019 erschienen. Er war fast immer an seiner Seite, kaum jemand war Heinz-Christian Strache so nahe wie R. Seit Mitte der Nullerjahre arbeitete der karenzierte Polizist als Leibwächter und Chauffeur für den FPÖ-Chef, ab 2011 sogar als Sicherheitsreferent. Er hielt sich im Hintergrund, fiel nie sonderlich auf. Der Bodyguard diente seinem Herren diskret und loyal. Etwa um 2014 erkrankte R. Ein anderer nahm nun teilweise seine Stelle ein. Straches langjähriger Begleiter fühlte sich zurückgesetzt, im Stich gelassen, kam auch nach seiner Genesung nicht mehr so zum Zug wie früher. Die mäßig bezahlte Stelle als FPÖ-Bezirksrat in Ottakring war ihm da nur ein schwacher Trost. Das erhoffte Mandat im Landtag oder Nationalrat blieb ihm versagt. In der Partei war er nie sonderlich beliebt, galt manchen als überheblich. Das ließ man ihn auch in den dunklen Stunden der Krankheit spüren. Da soll er begonnen haben, Material zu sammeln gegen seinen Chef und ein ganzes Bündel privater Rechnungen abzulichten, die sich Strache, ausgestattet mit einem monatlichen Spesenkonto in der Höhe von 10.000 Euro, von der FPÖ abgelten ließ. Ein befreundeter Anwalt schaltete die Behörden ein, die jedoch angeblich den Wunsch des Ex-Polizisten nach Gegenleistungen nicht erfüllen wollten; die Ermittlungen versandeten. Der Rachedurst blieb ungestillt.Kompromittierendes Angebot

R. steht unter Verdacht, einen neuen Plan ausgeheckt zu haben mit seinem Freund, dem Anwalt, der wenig später eine Schlüsselrolle in einem der größten Skandale der Zweiten Republik spielen sollte: der Ibiza-Affäre. Die beiden kannten sich schon länger, saßen immer wieder in Wiener Innenstadt-Lokalen zusammen. Wer von ihnen die treibende Kraft war, liegt noch im Dunkeln. Jedenfalls begann der Anwalt, ein Projekt voranzutreiben, das zu diesem Zeitpunkt auch den enttäuschten Leibwächter begeistert haben könnte: den Sturz Straches.

Der damalige FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und sein Sicherheitsmann (l.) im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in Wien am 22. Mai 2014.
Der damalige FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und sein Sicherheitsmann (l.) im Rahmen einer Wahlkampfveranstaltung in Wien am 22. Mai 2014.APA/HERBERT PFARRHOFER

Vor den Wiener Gemeinderatswahlen im Oktober 2015 bot der Advokat drei Parteien Kompromittierendes über den FPÖ-Vorsitzenden an: der SPÖ, Neos und der ÖVP. Er zeigte unscharfe Bilder, auf denen, so die damals servierte Erklärung, die Übergabe einer Tasche voller  Schwarzgeld an Strache in einer Garage zu sehen gewesen sein soll. Und er kramte ein Plastiksackerl voller Haare hervor, mit denen sich, so die Behauptung, ein Kokainkonsum Straches nachweisen lasse. Alle drei Parteien lehnten ab. Zu grindig, nicht eindeutig genug, dafür wollte niemand zahlen.

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