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Das Unileben im Film: Streaming-Tipps zum Semesterstart

Bei "Pitch" wird um die Wette gesungen.
Bei "Pitch" wird um die Wette gesungen.(c) UPI
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Für viele heißt Oktoberanfang: Ab (oder zurück) an die Uni. Angeblich kann man dort etwas lernen. Aber wie? Und warum? “Die Presse” liefert mit fünf Streaming-Empfehlungen filmische Studienberatung für Zuhause.

The Rules of Attraction

Von Roger Avary, 2002
Zu sehen auf Amazon

Die Jugend von heute sei viel zu brav, lautet eine Gegenwartsklage. Um die Jahrhundertwende bangte man indes um ihre Exzesssucht und emotionale Verwahrlosung. Mitunter befeuert durch Bücher wie “The Rules of Attraction” von “Brat Pack”-Autor Bret Easton Ellis, das am fiktiven Elitecollege Camden spielt und ein Panorama der pathologischer Gefühlskälte unter gelangweilten Studenten auffächert, die ihre innere Leere notdürftig mit Sex und Drogen zu stopfen versuchen. “Pulp Fiction”-Ko-Schreiber und Indie-Kino-Leuchtrakete Roger Avary adaptierte den Roman mit locker sitzendem Stilschnörkelstift - und “Dawson’s Creek”-Star James Van Der Beek in der Antihelden-Hauptrolle. Erstaunlich werkgetreu.

Kicking and Screaming

Von Noah Baumbach, 1995
Zu sehen auf Netflix

Semesterbeginn! Zeit für erste Schritte auf dem Weg ins “echte Leben”: Neue Menschen treffen, Wissensdurst stillen, Horizont erweitern. Oder, um es mit Helge Schneider zu sagen: Lernen, lernen, popernen. Wobei: Eigentlich gar nicht so leicht, das zwischen Selbstfindung und Ausbildung oszillierende (und für jeden, der es durchmacht, anders beschaffene) Entwicklungsstadium des Studiums in prägnante Worte und Bilder zu fassen. Oder den Unibetrieb auf einen Nenner zu bringen. Selbst Doku-Veteran Frederick Wiseman brauchte in “At Berkeley” vier Stunden dafür.

Vielleicht ein Grund, warum sich das (US-)Kino bei der Abbildung des Akademischen meist auf dortige Freizeitaktivitäten beschränkt, frei nach dem Motto: Gaudeamus igitur. Die meisten College-Filme sind Komödien - oft auch die, die keine sein wollen. So etwa “Kicking and Screaming”, das Debüt des inoffiziellen Woody-Allen-Nachfolgers Noah Baumbach (“Frances Ha”). Statt die Studienzeit selbst zu thematisieren, nimmt es deren Ausgang in den Blick. Anhand einer männlichen Freundesgruppe, die sich mit Händen und Füßen dagegen sträubt, ins Erwachsenendasein einzutreten - und schleichend im Dunstkreis ihrer alten Alma Mater versumpft. Geistreiches Gewitzel vor dem Hintergrund beizender Bitternis.

Pitch Perfect

Von Jason Moore, 2012
Zu sehen auf Netflix, Amazon

Was bei uns entweder dem persönlichen Gutdünken überlassen oder mit Begriffen wie “Zusatzmodul” jeglicher Sexyness beraubt wird, wird in den USA ganz groß geschrieben: “Extracurricular Activities”, also jene Tätigkeiten, die über das gebotene Unterrichtspensum hinausgehen und zur Ausformung individueller Leidenschaften und Begabungen beitragen sollen. Für manche werden diese Nebenbeschäftigungen sogar wichtiger als das Studium selbst. So auch für Beca (Anna Kendrick), die zwar an einer Uni in Atlanta inskribiert hat, aber eigentlich Musikproduzentin in Los Angeles werden will. Ihr Vokaltalent spitzt die Ohren von Aubrey (Anna Camp), Anführerin des akademischen Trällervereins “The Bellas”. Deren erklärtes Ziel: Beim (realen) “International Championship of Collegiate A Cappella” den Sieg davontragen - und ihren Erzrivalen, den “Treblemakers”, eins auswischen. Im Fahrwasser kantabler Serien wie “Glee” mauserte sich “Pitch Perfect” als eine Art heimliches Musical zum Überraschungshit, der inzwischen zwei Sequels gezeitigt hat. Das verdankt sich der grundsympathsichen Besetzung, harmloser Zotigkeit und elektrisierend geschmetterter Popsong: Ein unwiderstehlicher Sirenengesang für harmonischen Eingang in den großen Sozialklangkörper.

Accepted (S.H.I.T. – Die Highschool GmbH)

Von Steve Pink, 2006
Zu sehen auf Amazon

“Wir leben in einer Gesellschaft, und die hat Regeln. Regel Nummer eins: Geh auf’s College!” Bartlebys Vater kennt kein Pardon. Dass sein Sohn (Justin Long) an keiner einzigen Uni genommen wurde, macht diesen zum Paria der Familie. Also gründet er mit Unterstützung seines Kumpels Sherman (ein blutjunger Jonah Hill) und dessen verrücktem Onkel (Lewis Black) kurzerhand seine eigene Hochschule: Eine alte Psychiatrie wird zum Fake-Bildungstempel umfunktioniert - und gerät schnell zum Auffangbecken für Loser, Freaks & Geeks aller Couleur, eine kunterbunte Selbstverwirklichungskommune. So unglaubwürdig das Konzept, so nett die Umsetzung dieser Impro-Campus-Comedy mit unglücklichem deutschen Verleihtitel.

Whiplash

Von Damien Chazelle, 2014
Zu sehen auf Sky

Es gibt ja ganz schön viel, was man studieren kann. Darunter auch Schlagzeug. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Bildungsweg nicht gar so aufreibend und nervenzehrend ist, wie Regisseur Damien Chazelle ihn in seinem oscarnominierten Durchbruchsfilm “Whiplash” darstellt. Jazzstudent Andrew (Miles Teller) wäre gerne Buddy Rich. Der berühmte Bandleader Terence (eine Wucht: J.K. Simmons) gewährt dem Jungtalent die Chance, in seinem Ensemble zu trommeln. Und drischt dann selber mächtig auf ihn ein: Jeder noch so kleine Verspieler provoziert eine brutale Beleidigungstirade. Doch Andrew gibt nicht auf. Eine in ihrem Musikerbild durchaus strittige, aber mitreißende Parabel über Ehrgeiz, Ansporn und Erfolg.

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