Im Louvre ist die bisher größte Ausstellung zu Leonardo da Vinci zu sehen. Bei den Zeichnungen konnte man klotzen, es gibt aber einige Lücken. Mona Lisa trifft man auf ein virtuelles Tete a Tete.
Nein, der Salvator Mundi hängt nicht. Trotz bis zuletzt anhaltender Gerüchte ist der Mann mit der Glaskugel hinter keiner der vielen schummrigen Ecken im unterirdischen Sonderausstellungssaal des Louvre aufgetaucht. Das teuerste bisher versteigerte Gemälde (450 Mio. Dollar) pflegt seinen Mythos und bleibt verschwunden, ob auf der Yacht von Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman oder in einem Schweizer Zolllager. Der Louvre hatte das Bild zwar als Leihgabe angefordert. Aber es wurde nicht in die Arena des erbittertsten Kunsthistoriker-Streits der jüngsten Zeit geworfen – denn ob eigenhändig oder nicht, ob überrestaurierte Ruine, ob Markt-Bluff, darüber wird unablässig debattiert; die jüngste, zeitgleich zur Louvre-Ausstellung publizierte Meinung ist (wenig überraschend) positiv und stammt von Oxford-Professor Martin Kemp, seit Auftauchen des Gemäldes am Kunstmarkt einer seiner treuesten Verteidiger.
Wer weiß also. Vielleicht besänftigt das ja den Besitzer und der Weltenretter erscheint im Lauf der Ausstellung doch noch, zumindest „The Artnewspaper“ weiß von Verhandlungen, die im Hintergrund immer noch laufen, von doppelt gedruckten Katalogen mit bzw. ohne Salvator. Die Louvre-Pressestelle schickt auf erneute Nachfrage allerdings nur viele Fragezeichen. Schon leicht genervt. Verständlicher Weise.
Das Gemauschel lenkt gehörig ab von der zehnjährigen Arbeit des Kuratorenteams Vincent Delieuvin und Louis Frank, die sich in einem etwas angestrengt wirkenden Spagat zwischen Marketing und Sprödheit auf die spektakulärste Sache der Kunstwelt stürzten: Nämlich 500 Jahre nach dem Tod Leonardo da Vincis in seinem Alterssitz im Château du Clos Lucé an der Loire die größte je zusammengetragene Leonardo-Ausstellung zu stemmen.
Was für den Louvre vergleichsweise zu allen anderen Museen ein Sonntagsspaziergang ist. Hat man doch mit Mona Lisa, der Belle Ferronniere, der Anna Selbdritt, dem Johannes dem Täufer und der Felsgrottenmadonna die meisten Leonardo-Gemälde weltweit, ungefähr ein Drittel der ihm allein (also ohne Werkstatt- oder Schülerbeteiligung) zugeschriebenen. Oder so. Es gibt unterschiedlichste Angaben und Zählweisen. Unschärfen, die für werbetaugliche Superlative ausgeschlachtet werden.