Gasexplosion: Warum wurde das Leck übersehen?

Police work at the site where a house was destroyed following a gas explosion in St. Poelten, Lower A
Police work at the site where a house was destroyed following a gas explosion in St. Poelten, Lower A(c) AP (Ronald Zak)
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Der Staatsanwalt erhebt, warum ein 10 Zentimeter großes Leck in der Gasleitung unentdeckt blieb und zur Katastrophe führte. Die EVN rechtfertigt sich damit, dass ihr Versorgungsnetz "sehr komplex" sei.

St. Pölten. (awe) Warum blieb ein laut Bundeskriminalamt „massives Leck“ in einer Gas-Zubringerleitung eine ganze Nacht lang unentdeckt? Dieser Frage geht Staatsanwalt Karl Fischer nach, der jene verheerende Gasexplosion untersucht, die Donnerstagmorgen in St. Pölten fünf Menschen das Leben kostete.

Für Fischer ist inzwischen „fast klar“, dass ein bereits am Mittwochabend vom Energieversorger EVN entdeckter Kurzschluss in einer unterirdischen 20.000 Volt-Leitung die kreuzende Gasleitung auf einer Länge von knapp 10 Zentimetern regelrecht aufgeschweißt hat. Der damit zwangsläufig verbundene Druckabfall durch das ausströmende Gas blieb jedoch bis zur Explosion am Donnerstagmorgen unbemerkt. Fischer ermittelt nun, warum. Fest steht aber, dass sich die Starkstromleitung zu nahe an der Gasleitung befunden hatte.

„Man stellt sich das oft zu einfach vor“, reagierte der Sprecher der EVN auf die Frage, ob ein Druckabfall nicht an den entsprechenden Instrumenten hätte auffallen müssen. Das Versorgungsnetz des Unternehmens, das zu 51 Prozent dem Land Niederösterreich gehört, sei „sehr komplex“.

Die EVN versucht in Gesprächen mit Medien, den Fokus des Interesses auf jene Firmen zu legen, die vor 20 Jahren an diesem Ort Gas- und Stromleitungen verlegt haben. Man müsse prüfen, ob dies vorschriftsmäßig geschehen sei. Laut Staatsanwaltschaft könne das Monate dauern. Vorher wird es auch keine Anklage geben können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2010)

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