Scholz gegen Walter-Borjans, den „Anti-Scholz“: Der kriselnden deutschen Sozialdemokratie steht ein „Richtungswahlkampf“ um den Parteivorsitz bevor, an dessen Ende auch die Regierung wackeln könnte.
Berlin. Olaf Scholz hat im Wahlkampf um den SPD-Vorsitz alles stoisch ertragen: die Spitzen der Mitbewerber, die sich auf den Regionalkonferenzen fast alle auf ihn, das Gesicht der Regierung, eingeschossen hatten. Den nur verhaltenen Applaus der Mitglieder, wenn er etwas spröde seinen pragmatischen Politikzugang vortrug. Die bösen Fragen aus dem Publikum, die darauf zielten, wieso gerade er die SPD aus der Krise führen wolle, obwohl er schon lang zu jener Führungsriege zähle, die der Partei diese Krise erst eingebrockt habe.
Scholz hielt den Gegenwind aus. Der Vizekanzler und seine Partnerin, die völlig unbekannte Brandenburgerin Klara Geywitz, haben es in die Stichwahl um den seit Juni vakanten SPD-Vorsitz geschafft. 22,68 Prozent der Genossen votierten in der ersten Urwahl seit 1993 für das Duo – Platz eins. „Ich bin erleichtert“, sagte Scholz, als in der SPD-Zentrale das Verdikt der 425.000 Mitglieder verkündet wurde.