Kommentar

Ein Hoch auf den vernünftigen Kompromiss

Die Arbeitnehmer-Vertreter bei den Metaller-Verhandlungen: Rainer Wimmer und Johann Forstner.
Die Arbeitnehmer-Vertreter bei den Metaller-Verhandlungen: Rainer Wimmer und Johann Forstner. APA/KERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
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Der Kompromiss hat in Zeiten, in denen die politischen Lager stärker auseinander driften, oft keinen guten Ruf. Die diesjährige Lohnrunde der Metaller zeigt aber, dass vernünftige Lösungen der Mitte durchaus erstrebenswert sind.

Es waren nicht gerade optimale Voraussetzungen für die diesjährige Metaller-Lohnrunde. Im Rückblick haben die Unternehmen in den vergangenen Monaten zum Teil noch ordentliche Gewinne geschrieben, an denen die Arbeitnehmer naturgemäß ihren Anteil forderten. Im Vorausblick ist der kommende Konjunkturabschwung aber bereits stark spürbar, weshalb die Arbeitgeber eine zu hohe Belastung verständlicherweise als problematisch ansehen. Beide Seiten hatten also durchaus gute Argumente, mit denen sie in die Verhandlungen gingen.

Es war daher nicht selbstverständlich, dass nun nach fünf Verhandlungsrunden doch noch ein Abschluss gelungen ist. Anders als im Vorjahr konnten so Betriebsversammlungen und Streiks vermieden werden. In Zeiten einer ohnehin abschwingenden Konjunktur wäre dies auch das absolut falsche Signal gewesen und hätte die heimische Volkswirtschaft nur weiter geschädigt. Möglich machte dies der Kompromiss. Die Arbeitgeber gestanden den Arbeitnehmern den mit wichtigem Symbolcharakter versehenen Mindestlohn von 2000 Euro zu, diese verzichteten im Gegenzug auf die Drei vor dem Komma.

Man wird sehen, inwiefern dieses Ergebnis als Vorbild für den Handel dienen kann. Dort scheinen die Fronten heuer besonders verhärtet zu sein. Und angesichts der Konkurrenz von Online-Shopping auf der einen und dem zunehmendem allgemeinen Druck auf die Handels-Angestellten auf der anderen Seite, haben hier beide Verhandlungspartner gute Argumente. Ein Kompromiss sollte aber auch hier möglich sein. Und wie man sieht, muss der nicht immer „faul“ sein.

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