Zu klein, zu wenig Mittel, zu brav? Die Kulturhauptstadt 2024 kann nun zeigen, was sie jenseits von Kitsch und Kommerz draufhat.
Bad Ischl also. Das behäbige Kurstädtchen, wo rekonvaleszente Gäste ihre Ruhe suchen und Busladungen nostalgischer Touristen sie ihnen rauben, wird Europäische Kulturhauptstadt 2024. Erster Reflex: eine schräge Entscheidung. Auch wenn die Tendenz der Jury schon länger von den Kapitalen weggeht: Ein solches Kleinformat hat es noch nie gegeben, selbst wenn man das Salzkammergut einbezieht. Die Gegend ist als stockkonservativ verschrien. Kultur scheint sich hier fast nur rückwärts zu wenden: Reminiszenzen an Sisi und Franzl, Operettenfestival und Kurkonzert. Das ist hart, das ist zu süß, wie ein Zaunerstollen. Da wirken Country und Boogie, die hier zuweilen auch ertönen, schon als kecke Avantgarde.
Der Rest ist Folklore: Glöcklerlauf, Böllerschützen und natürlich Kaisers Geburtstag, als Aufmarsch von Monarchisten aus ganz Europa. Gott erhalte? Gott bewahre. Aber das Budget lässt eh keine großen Sprünge zu: maximal 30 Millionen Euro, die Hälfte des Üblichen – das ist verdammt wenig, zumal für ein Hochlohnland wie Österreich. Weshalb Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer dem „unrealistisch kalkulierten“ Projekt im Vorfeld das Vertrauen entzogen hatte, aus Angst, das Land müsse finanziell einspringen. Auch hier bricht die Jury mit einem wohl begründeten Brauch: Ein Kandidat, dem der Rückhalt der höheren staatlichen Instanzen fehlt, wurde bisher vorsorglich aussortiert.