Morgenglosse

Europäisches Kulturhallstatt

Die Promenade von Bad Ischl
Die Promenade von Bad IschlAPA/BARBARA GINDL
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Die Wahl von Bad Ischl zur europäischen Kulturhauptstadt 2024 lässt ganz unabhängig vom künstlerischen Konzept wenig Fingerspitzengefühl erkennen.

Wer öfter mal im Salzkammergut unterwegs ist, dem sind sicher schon viele Gedanken gekommen: zum Beispiel, dass es wohl gar nicht so viele Ecken gibt, in denen es so viele schöne Ecken gibt. Allein die unterschiedlichen Farbnuancen der Seen, die sich alle dort irgendwann einmal auf einem Fleck verabredet zu haben scheinen, lässt immer wieder staunen. Aber auf die Idee, dass diese Region zwischen Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark einen zusätzlichen Aufmerksamkeitsimpuls gebraucht hätte, wie sie die Vergabe der europäischen Kulturhauptstadt 2024 nach Bad Ischl nun bringen wird, wären wohl die wenigsten gekommen. Nicht nur weil Fernsehberichte über die schlimmen Folgen von Massentourismus am liebsten mit Bildern aus Venedig oder eben Hallstatt (rund 20 Kilometer von Bad Ischl entfernt) unterlegt werden.

Gerade weil die Kür der Kulturhauptstadt durch eine überwiegend nicht-österreichische Jury erfolgt ist, hätte sich ein Blick auf die Großregion, an die das Salzkammergut angebunden ist, durchaus gelohnt. Zwischen dem Ballungsraum München und einer der permanenten europäischen Kulturhauptstädte Salzburg (rund 50 Kilometer von Bad Ischl entfernt) droht nicht nur wegen der wiedereingeführten Kontrollen an der Grenze der Verkehrsinfarkt. Die Erreichbarkeit von Bad Ischl über die steirische Seite ist mit schwierig sehr wohlwollend beschrieben. Auch Tauern- und Westautobahn erschienen zuletzt recht gut ausgelastet.

Wenn auch ein schlüssiges Kulturkonzept, wie das von der Entstaubung des klischeehaften Salzkammerguts, freilich nicht nur an den oben geschilderten Umständen gemessen werden darf, hätten die Alternativkandidaten St. Pölten und Dornbirn die Chance geboten, den Fokus ein Jahr lang auf zwei kulturell (und touristisch) eher unter dem Radar fliegende Städte zu lenken. Aber vielleicht sollte man in vier Jahren den Auflauf im Salzkammergut ja dazu nützen, sich endlich einmal auch in Ruhe St. Pölten und Dornbirn anzuschauen.

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