700 Höhenmeter sind bis zum Tigernest-Kloster zu bewältigen.

Wandern in Bhutan: Eingeflogen per Tiger

Märchenland am Himalaya, Natur- und Trekkingparadies, gelenkte Demokratie der Glückseligkeit. Ein wohlmeinender König will Traditionen und Kultur des touristischen Boomlandes bewahren. Eine buddhistische Regierungs- und Lebensform mit Zukunft?

Die Enttäuschung zuerst: Man betont Bhutan nicht auf der ersten Silbe, sondern vielmehr wie das Flüssiggas Butan, obwohl dieses nichts zu tun hat mit dem bergigen Land von der Größe halb Österreichs. Für das entspannte Sandwich-Königreich (730.000 Einwohner) zwischen den Weltmächten Indien und China müsste jemand den Buddhismus erfinden, würde er nicht bereits existieren. Gebracht hat ihn ein Mann namens Padmasambhava beziehungsweise Guru Rinpoche, im Jahr 747 auf dem Rücken eines Tigers aus Tibet einfliegend. Die Wildkatze soll, wie die Aufteilung Mann/Frau es so mit sich bringt, seine Schülerin und tantrische Gefährtin, Ex-Kaiserin Yeshe Tsogyal gewesen sein, logischerweise ebenfalls buddhistische Meisterin.

Der Inhalt seiner Lehre formte sich ziemlich barock aus und setzt als Mahayana-Buddhismus dem Katholizismus in dieser Hinsicht nicht ganz unähnlich auf ein hohes Maß an Wunderglauben. Der Guru meditierte in einer Felsenhöhle auf 3120 Meter. Neunhundert Jahre später erbauten Mönche genau dort die Klosteranlage Taktshang, das "Tigernest", das nur zu Fuß oder auf dem Rücken eines traurigen Mietmulis zu erreichen und heute Bhutans Hauptattraktion ist. Die Normalwanderzeit für Europäer beträgt mehr als zwei Stunden. Inder und Chinesen brauchen meist die doppelte Wanderzeit, denn es geht steil von 2400Metern im Tal auf 3120Meter auf einem Stufenweg hinauf. Dann endlich oben! Innerhalb der Klostermauern herrscht Fotoverbot, für die Touris tragisch, doch letztlich angenehm, da sich alle von der Knipserei erholen und begreifen, dass goldene Buddha- und wilde Dämonenfiguren ihnen mit unergründlichem Blick in die Augen sehen.

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