"Wadln virerichten"

Polizeigewerkschafter zu Notruf-Vorfall: "Beamter leidet sehr darunter"

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THEMENBILDER: POLIZEI-KONTROLLE IN DER U-BAHNAPA/HERBERT P. OCZERET
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Nachdem ein hochrangiger Polizist einen jungen Beamten schikaniert hat, übt der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft heftige Kritik an dem Verhalten. Ein korrekter Umgang werde schon in der Polizeischule gelernt.

Dass Notrufe bei der Polizei aufgezeichnet werden, wurde dem steirischen Vizepolizeidirektor Alexander Gaisch zum Verhängnis. Der hochrangige Beamte war mehr als nur empört, als er von einem jungen Polizeikollegen am Telefon nicht erkannt wurde. Er schikanierte den Beamten förmlich und zitierte ihn im ausfälligen Ton in sein Büro: „Wenn Sie den Landespolizeidirektor-Stellvertreter nicht kennen, dann werd ich Ihnen am Montag die Wadln virerichten“, ist etwa in dem Mitschnitt zu hören, der der Zeitung „Falter“ zugespielt worden war.

Nun drohen dem Beamten Konsequenzen. Zu Recht, sagt der Vorsitzende der steirischen Polizeigewerkschaft Eduard Tschernko zur „Presse“. Schon in der Polizeischule lerne man täglich den korrekten Umgang mit der Bevölkerung, das sei ein extrem wichtiger Teil der Ausbildung. „Diesen Umgang sollte man sich dann auch von Führungsfunktionen erwarten können.“ In der Kollegenschaft werde auch deshalb der Vorfall stark verurteilt.

Der Mitschnitt des Notrufs (Quelle Youtube/Falter):

Beamter wollte keinen Wirbel

Mitfühlen könne er mit dem betroffenen Beamten, der an jenem Tag im September am Telefon saß. „Er leidet sehr darunter“, sagt Tschernko. Tag und Nacht werde er angerufen, weil so viele wissen wollten, was passiert sei. Der Gewerkschafter geht davon aus, dass der Mitschnitt des Notrufs nicht von dem Betroffenen selbst an die Medien gespielt wurde.

Denn dieser wollte auch zum Zeitpunkt des Vorfalls keine große Sache daraus machen und sich nicht offiziell beschweren. Man habe bei der Gewerkschaft gehört, dass es einen Vorfall gegeben hatte, wo ein Kollege nicht richtig behandelt worden war. „Wir haben mit dem Betroffenen gesprochen“, schildert Tschernko. Es sei bereits alles beigelegt worden, habe er gesagt, und er habe nicht beim Landespolizeidirektor erscheinen müssen. „Für die Gewerkschaft war das damit erledigt."

„Wichtig, dass er mal weg ist"

Nach dem Bekanntwerden des Vorfalls wurde der Vorgesetzte nun dennoch einer anderen Abteilung, der Landesstelle des Bundesamtes für Asyl- und Fremdenwesen, zugeteilt. Zudem wird dienstrechtlich geprüft, wie das Innenministerium am Mittwoch bekannt gab. „Es ist wichtig, dass er mal weg ist“, sagt Tschernko. Er rechnet aber mit weiteren disziplinären Maßnahmen. Von einer Geldbuße bis - zum äußersten Fall - Entlassung, „möglich ist alles“, meint er. „Für seine Karriere ist es sicher nicht förderlich.“ Entscheiden wird darüber eine Disziplinarkommission. Sie werde sich auch mögliche vergangene Fälle in Gaischs Laufbahn ansehen. Mit einem Ergebnis der Kommission rechnet er erst in ein paar Monaten.

Es handle sich um einen tragischen Einzelfall, ist Tschernko wichtig zu betonen. „Wir haben eigentlich Top-Führungskräfte und einen freundschaftlichen Umgang miteinander. Aber wenn das Mode macht...“ Deswegen sei wichtig, dass sofort gegengesteuert werde.

(twi)

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