Auch wenn China weltweit die meisten CO2-Emissionen generiert, spielen die „Fridays for Future"-Demos so gut wie keine Rolle. Die Regierung widmet sich dennoch zunehmend dem Umweltschutz.
Peking. Ausgerechnet in China sind die weltweiten Klimaproteste weitestgehend Tabu. Über Greta Thunberg und „Fridays for Future" berichten die heimischen Medien de facto kaum. Die Kommunistischen Partei reagiert schließlich äußerst sensibel auf zivilen Ungehorsam. Seit der blutigen Niederschlagung der Studentenbewegung am Pekinger Tiananmen-Platz 1989 hat die Regierung ein Gesetz verabschiedet, wonach öffentliche Proteste nur mit ausdrücklicher Regierungsgenehmigung erlaubt sind.
Dennoch begann im Frühjahr ein 16-jähriges Mädchen mit Kurzhaarfrisur und runden Brillengläsern, sich in der südchinesischen Provinz Guangxi mit einem selbstgemalten Protestplakat vor das lokale Regierungsgebäude zu stellen – trotz der Angst, von den Regierungsbeamten abgeführt zu werden. Howey Ou – ein Pseudonym – wurde schließlich nach etwas mehr als einer Woche von Sicherheitskräften abgemahnt. Sie dürfe zwar streiken, aber müsse sich vorher eine Genehmigung einholen.
Größter Emittent von Kohlendioxid
Medial wird China oft als Klimasünder dargestellt, nicht zuletzt weil das Land 2009 zum Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen beigetragen hat. Und in der Tat liegt das Land beim Ausstoß der CO2-Emissionen weltweit deutlich vorn. Laut aktuellen Daten stammen etwa elf von rund 38 Milliarden Tonnen CO2, die jährlich in die Atmosphäre geblasen werden, aus der Volksrepublik. Nach einer kurzen Periode der Stagnation zwischen 2014 und 2016 steigt der Schadstoffausstoß Chinas erneut weiter an, noch immer werden 60 Prozent der heimischen Elektrizität mit Kohle generiert. Berechnet man jedoch die Bevölkerungsgröße ein, dann liegt der CO2-Verbrauch pro Kopf in Europa noch deutlich über dem im China.