Bankensteuer für EU, Transaktionssteuer für G20

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BELGIUM EU POLITICS(c) EPA (Julien Warnand)
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Die Staatschefs haben sich beim EU-Gipfel geeinigt, eine Bankensteuer in den EU-Ländern einzuführen. Eine Finanztransaktions-Steuer wird für die G20 gefordert. Beim Haushalt soll künftig stärker kontrolliert werden.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben sich auf die Einführung einer Bankenabgabe in der Europäischen Union geeinigt. Beim EU-Gipfel in Brüssel beschlossen sie außerdem am Donnerstag, dass die EU im Rahmen der G-20 eine Finanztransaktionssteuer fordern wird, wie Diplomaten nach Ende der Gipfel-Beratungen mitteilten.

Noch keine Details bekannt

Ein Zeitpunkt oder Details zur Regelung einer Bankenabgabe - wie etwa Höhe oder Bemessungsgrundlage - werden in dem Entwurf nicht genannt.

Die Transaktionssteuer sollte Teil eines glaubwürdigen Rahmens für Rettungsmaßnahmen sein, heißt es. Auch in Hinblick auf den G-20-Gipfel Ende dieses Monats in Toronto will die EU "bei den Bemühungen um ein globales Konzept zur Einführung einer Abgabe für Finanzinstitute federführend sein, damit weltweit gleiche Wettbewerbsbedingungen aufrechterhalten werden".

Bankenstresstests bald veröffentlicht.

Der ständige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy hat zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel erklärt, dass es eine Einigung auf eine Veröffentlichung von Bankenstresstests gebe.Konkret sollen die ersten im Testergebnisse im Juli publiziert werden.

Darüber hinaus forderte Rompuy die EU-Kommisison auf, rasch Vorschläge über die ungedeckten Leerverkäufe und die CDS (Credit Default Swaps) zu machen.

Schärfere Haushaltsdisziplin

Die EU-Staaten sind sich schon im Vorfeld des Gipfels weitgehend einig darüber geworden, die Haushaltsdisziplin zu verschärfen. Der Entwurf der Gipfelerklärung sieht ausdrücklich "mögliche Sanktionen oder Anreize im Zusammenhang mit dem Konsolidierungspfad" vor. Die EU will sich auf Grundlage der Arbeiten einer "Taskforce" der EU-Finanzminister unter Leitung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy zur "Wirtschaftspolitischen Steuerung" bis Oktober endgültig über die Verschärfung der Haushaltsdisziplin der EU-Staaten einigen. Für Sanktionen und Anreize soll es "ein kohärentes und abgestuftes System geben".

Deutschland fordert den Entzug von Stimmrecht bei EU-Beschlüssen für notorische Defizitsünder. Faymann machte klar, dass er gegen einen Stimmrechtsentzug ist. "Wenn da drin steht, dass man jemandem das politische Stimmrecht wegnimmt, zum Beispiel für wirtschaftliche Fragen, dann bin ich nicht dafür. Es ist besser wenn wir Transparenz einfordern, die Budgets uns ansehen." Die Staaten sind sich im Grundsatz einig, "im Rahmen der haushaltspolitischen Überwachung sehr viel stärkere Beachtung der Schuldenstände und der Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen" zu geben. Bisher riskieren die Staaten nur ein EU-Defizitverfahren, wenn sie die Drei-Prozent-Defizitgrenze überschreiten, nicht aber wenn die 60-Prozent-Höchstmarke zur Gesamtverschuldung nicht eingehalten wird.

"Europäisches Semester"

Ab 2011 wollen die EU-Staaten ein "europäisches Semester" einführen, wonach die Sparpläne der EU-Staaten ("Stabilitäts- und Konvergenzprogramme") im Frühjahr "unter Berücksichtigung der nationalen Haushaltsverfahren" an die EU-Kommission geschickt werden. Als einziges EU-Land hat Großbritannien noch offen Widerstand gegen eine Vorabprüfung nationaler Budgetlinien durch die EU angemeldet. Unter dem Titel "Überwachung der Wirtschaftspolitik" soll der Gipfel die Entwicklung eines Anzeigers vereinbaren, um Entwicklungen und Ungleichgewichte in der Wettbewerbsfähigkeit der Staaten und gefährliche Trends früh zu erkennen. Außerdem soll die "Entwicklung eines Überwachungsrahmens, der die besondere Lage der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets widerspiegelt" auf den Weg gebracht werden.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben außerdem die Einführung des Euro in Estland ab nächstem Jahr abgesegnet. Wie EU-Diplomaten mitteilten, billigte der EU-Gipfel am Donnerstag in Brüssel den Euro-Beitritt des baltischen Landes mit 1. Jänner 2011. Estland wird damit das 17. Land in der Eurozone. Außerdem nahm der Gipfel die gemeinsame Wirtschaftsstrategie "Europa 2020" an.

(Ag. )

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