Die Nacht des EU-Austritts gehörte den Brexit-Anhängern: In den Union Jack gehüllt, mit Liedern wie „I want to break free“ auf den Lippen feierten sie im ganzen Land. Nun müssen sie die Zukunft gewinnen.
London. Großbritannien ist nicht im Meer versunken. Der Himmel ist nicht eingestürzt. In London fahren immer noch rote Busse. In den Vororten bellen weiterhin die Hunde, wenn früh am Morgen der Milchmann kommt. Aber gestern, Freitag, 23.00 Uhr (Mitternacht am Kontinent), hat ein neues Zeitalter begonnen: Großbritannien ist nicht mehr Mitglied der Europäischen Union.
Von einem „neuen Anfang“ sprach Premierminister Boris Johnson am Abend in einer Rede an die Nation. Für viele Menschen sei der EU-Austritt ein „Moment der Hoffnung“, während andere „Angst und Verlust“ fühlten, wie Johnson einräumte. „Meine Aufgabe ist es nun, das Land zu vereinen und voran zu bringen“, versprach er. Der Brexit sei „der Anbruch eines neuen Morgens“ und der „Moment wahrer nationaler Erneuerung und Veränderung“. Bevor der neue Morgen noch dämmerte, feierten EU-Gegner im ganzen Land ihren Sieg ausgiebig und ausgelassen.
»„Ich habe schon geglaubt, wir erleben diesen Augenblick nicht mehr.“«
John, Brexit-Befürworter
„Endlich“, sagte John, der mit seinem Sohn Dan aus dem Ort Whitley in der Grafschaft Berkshire auf den Platz vor dem Londoner Parlament gekommen war. „Ich habe schon geglaubt, wir erleben diesen Augenblick nicht mehr“, erzählt er der „Presse“ mit Freude strahlenden Augen. Fast vier Jahre hatte das Land um den EU-Austritt gerungen, nun war es soweit: „Wir haben es geschafft“, triumphierte Nigel Farage, der wie kein Zweiter den Brexit herbeigeführt hatte.