Großbritannien

Das uneinige Königreich

Der Brexit bedroht die Einheit des Vereinigten Königreichs.
Der Brexit bedroht die Einheit des Vereinigten Königreichs.(c) Getty Images (Peter Summers)
  • Drucken

Der Brexit bedroht die Einheit des Vereinigten Königreichs. In Schottland wird der Ruf nach Sezession lauter. In Irland, wo nun gewählt wird, fordern Nationalisten ein Referendum über die Vereinigung mit Nordirland.

London. In der Brexit-Nacht wurden in ganz Großbritannien EU-Flaggen eingeholt. In ganz Großbritannien? Eine kleine Nation im Norden leistete erbitterten Widerstand. Über dem schottischen Parlament wehte trotzig weiter die blaue Fahne mit den zwölf goldenen Sternen, und First Minister Nicola Sturgeon twitterte zum Abschied: „Schottland wird als unabhängige Nation ins Herzen Europas zurückkehren.“

Der Preis für den Austritt aus der EU könnte für Großbritannien der Zerfall der Union aus England, Wales, Schottland und Nordirland werden. Und die Wahl in der Republik Irland am Samstag könnte zudem den Wunsch nach Vereinigung mit Nordirland weiter befeuern. Der Historiker David Edgerton: „Jahrzehntelang war die EU-Mitgliedschaft der Klebstoff, der ein zerfallendes Vereinigtes Königreich zusammenzuhalten half; jetzt zerreißt es der Brexit.“

Irische Irrungen

Wie gespannt die Lage bereits ist, zeigt sich schon an der heutigen Parlamentswahl in Irland. Mit der Partei Sinn Féin liegen die Nationalisten in Irland erstmals in den Umfragen voran. Sie fordern innerhalb von fünf Jahren eine Volksabstimmung über eine Wiedervereinigung der Insel – also mit Nordirland. Sie stützen sich dabei auf das Friedensabkommen von 1998 und sehen sich auch dadurch im Auftrieb, dass bei der letzten Wahl in Nordirland im Dezember erstmals die nationalistischen Kräfte hier eine Mehrheit gewinnen konnten.
Schon im kommenden Jahr könnten zudem auch im Norden die Katholiken erstmals die stärkste Bevölkerungsgruppe stellen. Die Provinz Ulster war nach der Unabhängigkeitserklärung Irlands 1919 von den Briten ausdrücklich zum Schutz der Protestanten, meist Nachkommen schottischer Siedler, geformt worden. Die britische Regierung, die sich als Vollstrecker des Brexit-Volkswillens legitimiert, will zugleich von einer Volksabstimmung der Iren nichts wissen. Das wird noch zu interessanten Argumentationen führen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Parlamentswahlen

Sinn Fein will in Irland linke Regierung bilden

Die links-nationalistische Partei verdrängte die Mitte-Rechts-Parteien bei der Wahl von der Spitze. Doch diese geben ihren Anspruch auf Regierungsbildung nicht auf.
Stimmenauszählung in Cork im Süden Irlands
Parlamentswahl

Erfolg für Sinn Féin sorgt für Pattstellung in Irland

Die linke, nationalistische Partei Sinn Féin schließt zu den traditionellen Regierungsparteien auf.
Ireland's national election
Neuwahl

Irland: Erste Trends deuten auf historischen Sinn-Fein-Erfolg

Die republikanische Sinn Fein dürfte erstmals mehr als 30 Mandate im 160-köpfigen Parlament bekommen. Damit würde die für eine Wiedervereinigung Irlands kämpfende Partei ihr Rekordergebnis deutlich übertreffen.
Sinn Féin-Chefin Mary Lou McDonald auf Wahlkampftour in den Straßen von Dublin.
Parlamentswahl

Irland steht vor einem Machtwechsel

Leo Varadkar hatte gedacht, vom Brexit-Abkommen profitieren zu können. Doch nun droht ihm das politische Aus. Die Nationalisten von Sinn Féin führen in Umfragen.
Im Norden Irlands halten sich Befürworter und Gegner der Wiedervereinigung die Waage.
Grenzstreit

Brexit-Abkommen zerrüttet Verhältnis Nordirlands zu London

An der irisch-nordirischen Grenze wird es trotz des EU-Austritts der Briten weiter keine Kontrollen geben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.