Leo Varadkar hatte gedacht, vom Brexit-Abkommen profitieren zu können. Doch nun droht ihm das politische Aus. Die Nationalisten von Sinn Féin führen in Umfragen.
London/Dublin. „Wer hat die TV-Debatte zwischen Leo Varadkar und Micheál Martin gewonnen?“, lautet dieser Tage ein beliebter Witz in Dublin. Die Antwort: „Mary Lou McDonald.“ Während Regierungschef Varadkar in letzten Umfragen mit seiner Partei Fine Gael auf den dritten Platz abgesackt ist und Herausforderer Martin nicht einmal seine eigene Fianna Fáil begeistern kann, stürmte McDonalds Partei Sinn Féin zuletzt an die Spitze der Wählergunst. Vor der Parlamentswahl am Samstag wollen 41 Prozent der Iren sie sogar als neue Regierungschefin sehen.
Amtsinhaber Varadkar droht damit ein böses Erwachen. Als er am 14. Jänner vorgezogene Neuwahlen ausrief, erklärte er: „Wahlen sollen stattfinden, wenn es für das Land am besten ist.“ In Wahrheit spekulierte er wohl darauf, dass für ihn der richtige Moment gekommen war: In den Brexit-Verhandlungen hatte seine Regierung die EU-Partner erfolgreich hinter sich versammelt und die Rückkehr zu einer befestigten Grenze zwischen der Republik Irland und der Provinz Nordirland verhindert.