Passend zum Valentinstag hat die weibliche Online-Dating-Gemeinschaft die neuesten Auswüchse der Apps ausgemacht.
Pünktlich zum Valentinstag haben US-Medien den nächsten fragwürdigen Online-Dating-Trend ausgemacht. „Whelming“, (von overwhelmed – überwältigt) heißt das neueste Verhalten, für das derzeit nach passenden Reaktionsformen gesucht wird. Nach „Ghosting“ (dem wort- und grußlosen Verschwinden) oder „Benching“ (dem „Warmhalten“ der möglichen Partner) lässt sich „Whelming“ am besten als Angeben mit der eigenen Popularität beschreiben.
Seinen Namen verdankt der neue Trend einem Essay von Patia Braithwaite im Onlinemagazin Self. Die Autorin beschreibt darin, wie sehr sich Männer gerne beklagen, in Anfragen unterzugehen. Mittels Apps, bei denen man potenzielle Dating-Vorschläge je nach Gefallen (rechts) oder Nicht-Gefallen (links) wischt, traf Braithwaite mehrfach auf Dating-Partner, die sich wortreich beschwerten, wie begehrt sie doch seien – und wie stressig es sein könne, so viele sogenannte Matches zu haben. Verstärkt sei ihr dieses Verhalten auf der Plattform Bumble aufgefallen, die traditionelles Rollenverhalten aufbrechen will. Was bedeutet, dass bei heterosexuellen Matches Frauen 24 Stunden Zeit haben, eine Unterhaltung zu beginnen, die dann innerhalb von weiteren 24 Stunden von dem männlichen Match aufgenommen werden muss. „Als es (das Whelming, Anm.)mir zum ersten Mal passiert ist, habe ich nachgefragt, wie oft er denn wischt und ob er sich bewusst ist, dass er die Menge der Vorschläge dadurch beeinflussen kann“, erinnert sich Braithwaite. Ein Versuch, der allerdings mit „einer Mischung aus Klagen (Es ist einfach zu viel!) und frauenfeindlichem Geschwafel (Warum steht nur jedes Mädchen auf Brunch und Tacos?)“ endete. Genau wie die Konversation und der Kontakt, den die Autorin zunächst als einmaligen Misserfolg abtat.
Wortreiche Litanei. Nachdem ihr dieses Verhalten allerdings dreimal innerhalb kürzester Zeit untergekommen war, fragte Braithwaite bei ihren Freundinnen und in Chat-Gruppen nach und stellte fest, dass sie bei weitem nicht die einzige war. Mehr und mehr Frauen erzählten dem Magazin ihre Geschichte, darunter besonders ausgeprägte Beispiele. Wie jenes von Quinyetta B., die von ihrem Match auf die Frage, ob es eh bei einem ausgemachten Date bliebe, statt einer Zu- oder Absage eine wortreiche Litanei bekam, dass er nun wirklich nicht mit jeder reden könne, die auf ein Date mit ihm gehen wolle. Inzwischen wird unter anderem auf Plattformen wie Reddit diskutiert, was hinter dem neuen Verhalten steckt, zumal immer wieder auch Frauen berichten, dass „Whelmer“ nach Abbruch der Konversation alles daran gesetzt haben, sich doch noch zu treffen. Die meisten Kommentare in sozialen und klassischen Medien lassen sich darin zusammenfassen, dass die Frauen einem derartig von Matches überwältigten Mann doch durch ein schnelles Abwenden helfen möge, seine Last zu mildern. Einige andere Stimmen vermuten, dass Apps wie Bumble, auf denen Frauen den ersten Schritt machen und man(n) nur eine gewisse Zeit hat, um darauf zu antworten, einige Männer derzeit noch überfordern.