Hausgeschichte

Stadel-Haus in der Weststeiermark: Wenn moderne Materialien auf viel altes Holz treffen

Altes Stadel-Holz kombiniert mit viel Glas.
Altes Stadel-Holz kombiniert mit viel Glas.puresleben
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Im steirischen Ort Oberhaag baute Dietmar Silly aus dem Material eines 200 Jahre alten Stadels ein neues Feriendomizil – kombiniert mit viel Glas und ein wenig Stahl.

„Ich hatte gehört, dass ein Stadel abgerissen wird und bin hingefahren, um mir das anzuschauen“, erzählt Dietmar Silly vom Beginn des Projekts Wuggitz (Flurname in der Gemeinde Eibiswald). „Wir haben die alten Balken und Holzböden und alles, was noch verwertbar war, abgebaut und gelagert.“ Nach gut einem Jahr wurde das Ganze – natürlich zum Teil saniert – auf dem gemauerten Keller eines 1970er-Jahre-Hauses in Oberhaag, das ebenfalls abgerissen worden war, wieder aufgebaut. Ergänzt um viel Glas und andere moderne Annehmlichkeiten.

»"Eine Dämmung war nicht notwendig, die Holzbalken sind dick genug."«

Bauherr Dietmar Silly

Es war bereits das zehnte Bauprojekt des Steirers, der 13 Jahre als Kellermeister auf Schloss Seggau tätig war und heute mit seinem Bruder ein Weingut betreibt. Und der seine Liebe dem Bauen und Wohnen in seiner Region, der Südsteiermark, mit der Marke PuresLeben seit 2004 auch Besuchern nahebringen möchte. Die Idee: alte Häuser in der Region zu erhalten, zu sanieren und touristisch zu nutzen. Dabei agiert er nicht nur als Scout, indem er sich auf die Suche nach geeigneten Häusern macht, er fungiert auch als Architekt, unterstützt von seiner Crew und in Zusammenarbeit mit Johann Heil von den Wiener Werkstätten, der für das Innenleben mitverantwortlich zeichnet.

Blick in die Küche aus Stahl.
Blick in die Küche aus Stahl.puresleben

Der alt-neue Stadel thront auf einem Hügel im Ortsteil Altenbach in Oberhaag, knapp an der slowenischen Grenze mit weitem Blick ins Land. Im Erdgeschoß des insgesamt rund 85 Quadratmeter großen Hauses sind der Wohn- und Essbereich, die Küche sowie ein offenes Bad untergebracht. „Eine Dämmung war nicht notwendig, die Holzbalken sind dick genug“, erklärt der Bauherr. „Als Heizung haben wir uns für eine Luft-Wärme-Pumpe entschieden, mit einer Fußbodenheizung kombiniert.“ Zusätzlich gibt es einen offenen Kamin, der so angelegt ist, dass er das ganze Haus heizt, so wie das früher in Bauernhäusern üblich war. „Und das Erste, was die meisten unserer Gäste machen, ist, den Kamin anzuheizen“, erzählt Silly.

Stahlküche als Hingucker

Auch der Holzboden erzählt Geschichte: Er ist das Original des alten Stadels. Neu sind die Verglasung des Eingangsbereichs und die großzügig geschnittenen Fenster. Das Bad ist offen gestaltet, als Kombination einer Dusche mit einem Römerbad, das von einem Steinmetz aus Porphyr angefertigt wurde. Direkt daneben befindet sich der offene Kamin, eine Glaswand bildet den luftigen Abschluss.

Sauna und Pool mit Aussicht.
Sauna und Pool mit Aussicht.puresleben

Ganz neu hinzugekommen ist die Stiege – ebenfalls aus alten Hölzern errichtet –, die ins Dachgeschoß führt, in dem der Schlafbereich untergebracht ist. „Als Materialien haben wir nur das alte Holz, dazu Stein und Glas eingesetzt“, berichtet Silly. Eine Ausnahme ist die Küchenzeile, die aus Stahl gefertigt ist. „Mir ist wichtig, dass die Materialien authentisch sind – was alt ist, soll tatsächlich alt und echt sein und was neu ist, soll hochwertig und sichtbar neu sein“, umreißt Silly seine Philosophie. „Altes, echtes Material vermittelt eben ein ganz besonderes Wohngefühl.“
Die Passion, möglichst viel Echtes zu verwenden, gilt auch für die Inneneinrichtung. Tische, Stühle, Kommoden, Ohrensessel, Lampen ... fast das gesamte Mobiliar stammt aus dem Fundus des Bauherren, das er auf dem Dachboden hortet und entweder bei Antiquitätenhändlern oder bei Hausauflösungen in der Region erstanden hat.

Die Sauna wurde als eigener Baukörper, ein wenig abgesetzt vom Haus und direkt am Pool, errichtet. Sie bietet – mit einer Glaswand ausgestattet – ebenfalls einen wunderbaren Blick ins Hügelland. Verwendet wurden auch hier die gleichen Materialien: altes, wieder aufbereitetes Holz und Glas. Der kleine, beheizbare Pool ist wie das Bad aus Porphyr gefertigt und fügt sich wie das gesamte Haus in die Landschaft ein.

Zum Ort, zur Person

Der Ort Oberhaag wurde erstmals als „in superiori hage“ erwähnt – als „Weinberge in Bestlage“ quasi im südsteirischen Grenzgebiet zu Slowenien. Kellermeister und Nachhaltigkeits-Touristiker Dietmar Silly errichtete hier aus dem Material eines 200 Jahre alten Stadels ein modernes Ferienhaus.
Einfamilienhäuser kosten im Bezirk Leibnitz zwischen 910,8 und 1876,4 Euro/m2.

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