Ob sie leben oder nicht, ist umstritten. Aber sie tun etwas, was alle Lebewesen tun: Sie geben Erbinformation weiter. Und das ziemlich effizient. So haben sie sich längst auch ins menschliche Genom geschrieben.
Was ist Leben? Auf die Antwort für diese – doch eher grundlegende – Frage können sich durchaus nicht alle Biologen einigen. Darum sind sie sich auch in einer anderen Frage nicht einig: Sind Viren Lebewesen? Nein, sagen viele, denn Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, sie sind auf andere Wesen angewiesen.
Stimmt. Aber das sind wir auch, wie alle Tiere. Sie alle sind auf die Pflanzen oder andere Tiere angewiesen, von denen sie sich ernähren. Den Pilzen geht es genauso, und sogar manche Pflanzen sind von Stoffwechselleistungen anderer Lebewesen abhängig – die Hülsenfrüchtler etwa von Bakterien, die für sie den Stickstoff binden.
Die Viren sind freilich besonders radikal in ihrem Verzicht auf Selbstständigkeit. Sie benutzen andere Wesen, um ihre Erbinformation zu vervielfältigen. Denn Erbinformation – in Form der kettenförmigen Moleküle DNA oder RNA, kodiert in der Abfolge von Basen – haben sie sehr wohl. Besser gesagt: Sie sind nichts als Erbinformation, abgesehen von der Proteinhülle, die die meisten Viren tragen, wenn sie als Virionen von einem Wirt zum nächsten reisen, um diesen zu infizieren.