Hanau

Generalbundesanwalt bestätigt "Presse"-Bericht

APA/AFP/ODD ANDERSEN
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Im November sei eine Anzeige des Täters eingegangen sein - Damals wurden keine Ermittlungen eingeleitet, da keine rassistischen Ausführungen enthalten waren

Der deutsche Generalbundesanwalt Peter Frank hat am Freitag bestätigt, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmaßlichen Attentäter von Hanau hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. "Die Presse" hatte am Donnerstag darüber berichtet.

Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt und darin zum Ausdruck gebracht, dass es eine übergreifende große Organisation gebe, die vieles beherrsche, "sich in die Gehirne der Menschen einklinkt und dort bestimmte Dinge dann abgreift, um dann das Weltgeschehen zu steuern".

In der Anzeige waren nach Franks Angaben keine rechtsextremistischen oder rassistischen Ausführungen enthalten. Man habe aufgrund dieses Schreibens kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Auch der Vater des mutmaßlichen Täters sei in der Vergangenheit im Kontakt mit Behörden aufgefallen, durch verschiedene Schreiben, wie Beschwerden. Der Mann sei bei der "Wohnungsöffnung" des mutmaßlichen Täters in der Nacht zum Donnerstag angetroffen worden. Er sei aber kein Beschuldigter des Ermittlungsverfahrens, sondern im Zeugenstatus.

Handy- und Computerdaten werden durchleuchtet

Im Zuge der Aufklärung des Anschlages durchleuchten die Ermittler nun Handy- und Computerdaten des mutmaßlichen Täters. Abgeklärt werde, mit wem im Inland und Ausland er Kontakt gehabt und wo er sich aufgehalten habe, sagte Frank.

Der Täter hatte im vergangenen Jahr Mail-Kontakt mit einem Niederösterreicher gehabt. Der Österreicher sei ihm empfohlen worden, nachdem er sich selbst "in den Fängen einer Geheimorganisation" gesehen hatte. Dieser habe dem Deutschen jedoch klar gemacht habe, dass er ihm nicht helfen könne.

Mittlerweile seien 40 Zeugen angehört worden, um den genauen Tathergang abzuklären. Zudem würden die GPS-Daten des Autos des mutmaßlichen Täters ausgewertet. In der Wohnung des 43-Jährigen seien schriftliche Unterlagen und auch technische Gerätschaften sichergestellt worden, die in den kommenden Tagen und Wochen ausgewertet würden. Auch Finanzermittlungen seien angestoßen worden. "Das wird dauern", sagte Frank. Auch wenn Schnelligkeit gewünscht werde. "Hier gilt die Devise Gründlichkeit vor Schnelligkeit."

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