US-Präsidentschaftskandidatur

Joe Biden leistete sich weitere Patzer im Wahlkampf

 Joe Biden (re) wirft Bernie Sanders vor, in der Vergangenheit als Senator gegen ein schärferes Waffenrecht gestimmt zu haben
Joe Biden (re) wirft Bernie Sanders vor, in der Vergangenheit als Senator gegen ein schärferes Waffenrecht gestimmt zu habenREUTERS
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Angesichts seiner Favoritenrolle wird der Parteilinke Bernie Sanders immer schärfer von seinen Konkurrenten im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten attackiert. Jo Biden allerdings unterlaufen peinliche Verwechslungen.

Dem für seine verbalen Ausrutscher bekannten US-Präsidentschaftsbewerber Joe Biden sind wenige Tage vor einer wichtigen Vorwahl im Staat South Carolina weitere Patzer unterlaufen. Bei einem Auftritt dort irrte er sich in dem Amt, um das er sich bewirbt: "Ich heiße Joe Biden, und ich bin demokratischer Kandidat für den amerikanischen Senat", sagte der 77-jährige frühere Vizepräsident.

Ein Video dieses Auftritts kursierte am Dienstag in den Online-Netzwerken und löste viel Spott aus. Biden gehörte 36 Jahre lang dem US-Senat an, bevor er von 2009 bis 2017 als Stellvertreter des damaligen Präsidenten Barack Obama amtierte.

Bei einem anderen Auftritt in South Carolina unterlief Biden eine weitere peinliche Verwechslung. Er rühmte seine gemeinsamen Anstrengungen mit Obama für den Beitritt Chinas zum Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 - erwähnte in diesem Zusammenhang aber ein vermeintliches Treffen mit Staatschef "Deng Xiaoping". Deng Xiaoping verstarb allerdings bereits 1997. Chinas Staatschef ist seit 2013 Xi Jinping.

Biden sind im Laufe seiner aktuellen Kampagne immer wieder verbale Ausrutscher unterlaufen, die Zweifel an seiner Fitness für die Kandidatur gegen Präsident Donald Trump genährt haben. So verwechselte er etwa im vergangenen Jahr die damalige britische Premierministerin Theresa May mit der früheren Amtsinhaberin Margaret Thatcher. Auch rief er einmal vor Anhängern aus: "Wir ziehen Wahrheit den Fakten vor!" - er wollte wohl "Fiktion" und nicht "Fakten" sagen.

Biden hofft auf South Carolina

In den landesweiten Umfragen zu den Präsidentschaftsbewerbern der oppositionellen Demokraten hatte der Ex-Vizepräsident nichtsdestotrotz lange geführt. Dann erlitt er aber bei den ersten drei Vorwahlen seit Anfang Februar herbe Niederlagen und rutschte auch in den landesweiten Umfragen ab.

Die anstehende Abstimmung am Samstag in South Carolina ist für Biden somit von essenzieller Bedeutung - eine erneute Pleite könnte für den Vertreter des pragmatisch-moderaten Parteiflügels bereits das Ende seiner Präsidentschaftsambitionen bedeuten. Wichtig war es für ihn dabei, bei einer weiteren TV-Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber, die am Dienstagabend (Ortszeit) beginnen sollte, neue Fauxpas zu vermeiden.

Biden hofft in South Carolina auf breiten Rückhalt durch die dort stark vertretene afroamerikanische Wählerschaft. In den ersten Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada hatte der linksgerichtete Senator Bernie Sanders eine Führungsposition im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur erobert. Die Vorwahlen ziehen sich mehrere Monate hin. Den Herausforderer oder die Herausforderin Trumps wollen die Demokraten dann bei einem Parteitag im Juli offiziell nominieren.

Parteilinker Sanders unter Beschuss

Angesichts seiner Favoritenrolle wird der Parteilinke Bernie Sanders immer schärfer von seinen Konkurrenten im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten attackiert. Bei einer hitzigen TV-Debatte der oppositionellen Demokraten war der 78-jährige Senator am Dienstagabend (Ortszeit) wiederholt die Zielscheibe heftiger Angriffe durch seine Mitbewerber.

Ihr Hauptvorwurf lautete, dass der selbst ernannte "demokratische Sozialist" moderate Wähler verschrecke - und deswegen bei der Wahl im November keine Chance gegen Amtsinhaber Donald Trump habe.

Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg fuhr gleich zum Auftakt der Debatte, die eine Woche vor dem Superwahltag Super Tuesday ausgetragen wurde, die erste Frontalattacke gegen Sanders. Russlands Staatschef Wladimir Putin sei für eine Wiederwahl Trumps und wolle deshalb Sanders zur Kandidatur verhelfen - damit dieser dann gegen Trump unterliege. "Bernie wird gegen Donald Trump verlieren", sagte Bloomberg.

Der Medienmilliardär bezog sich damit auf Medienberichte über US-Geheimdiensteinschätzungen, wonach Moskau sich zugunsten von Sanders in die Vorwahlen einmischen will. Sanders entgegnete in der Debatte, er werde keine russische Wahleinmischung zulassen.

Der frühere Vizepräsident Joe Biden warf Sanders vor, in der Vergangenheit als Senator gegen ein schärferes Waffenrecht gestimmt zu haben. Außerdem machte er dem 78-Jährigen positive Äußerungen zum kommunistischen System auf Kuba zum Vorwurf.

Senatorin Amy Klobuchar und Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg - beide wie Biden Vertreter des moderaten Parteiflügels - kritisierten vor allem Sanders' Vorschläge für eine gesetzliche Krankenversicherung für alle US-Bürger. Die Pläne seien nicht finanzierbar und würden bei vielen demokratischen Politikern auf Ablehnung stoßen, sagten sie bei der in Charleston im Bundesstaat South Carolina ausgetragenen TV-Debatte.

Buttigieg warnte zudem, sollte Sanders zum Präsidentschaftskandidaten gekürt werden, bedeute das "Chaos" - und "vier weitere Jahre Donald Trump".

Derzeit klarer Favorit

Sanders nahm die Attacken mit Ironie: "Ich höre meinen Namen heute Abend ein wenig", sagte der Senator. "Ich frage mich, warum." Zugleich verteidigte er energisch seine politischen Vorschläge. So beteuerte er, eine universelle Krankenversicherung würde die Kosten für das Gesundheitssystem letztlich senken und nicht erhöhen. Eine medizinische Versorgung für alle sei zudem keine "radikale" Idee, sondern ein "Menschenrecht".

Die Angriffe auf Sanders kommen nicht von ungefähr: Der Senator ist bei den Vorwahlen der Demokraten derzeit klarer Favorit. Er landete in den bisherigen drei Vorwahlen vorne und führt die landesweiten Umfragen mit deutlichem Vorsprung an.

Auch bei der nächsten Vorwahl in South Carolina am Samstag hat Sanders gute Karten: Umfragen sehen ihn derzeit auf Platz zwei hinter Biden. Sanders hat den Abstand zum Ex-Vizepräsidenten in dem Südstaat zuletzt verkleinern können und holte in der wichtigen Wählergruppe der Afroamerikaner auf. Biden braucht nach den bisher für ihn enttäuschend verlaufenen Vorwahlen dagegen dringend einen Erfolg.

Besonders wichtig ist dann der sogenannte Super Tuesday am kommenden Dienstag, an dem in gleich 14 US-Staaten gewählt wird. Es geht dabei um rund ein Drittel aller Delegierten, die schließlich im Juli den Herausforderer oder die Herausforderin Trumps offiziell küren werden. Die Demokraten sind derzeit gespalten zwischen einem linken und einem moderaten Flügel und streiten, wer im November die besten Chancen gegen Trump hat.

Der erst spät ins Rennen eingestiegene Multimilliardär Bloomberg steht am Super-Dienstag das erste Mal seit Beginn der Vorwahlen auf den Wahlzetteln. Er wurde nun - wie bereits bei einer TV-Debatte vergangene Woche - erneut vor allem von der ebenfalls linksgerichteten Senatorin Elizabeth Warren scharf attackiert. Die meisten Angriffe bekam aber Sanders ab.

(APA/AFP)

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