18 Jahre Krieg

USA und Taliban unterzeichnen historisches Abkommen in Doha

Handshake der Verhandler von USA und Taliban in Doha.
Handshake der Verhandler von USA und Taliban in Doha.REUTERS
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Das Abkommen soll den Weg für einen vollkommenen US-Truppenabzug aus Afghanistan ebnen - eines der Wahlversprechen von Donald Trump. Afghanische Regierung und Taliban müssen ihrerseits erst verhandeln.

Die USA und die afghanischen Taliban haben am Samstag ein historisches Abkommen unterzeichnet, das den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan und für den US-Truppenabzug aus dem Land ebnen soll. Die Vereinbarung wurde in der katarischen Hauptstadt Doha im Beisein von US-Außenminister Mike Pompeo unterzeichnet. Das Abkommen soll auch innerafghanische Friedensgespräche möglich machen, um den jahrelangen Krieg in dem Land zu beenden.

Der Text sieht vor, dass die USA über die kommenden Monate ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst von rund 13.000 auf 8600 reduzieren. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien abgeben, dass sie das Terrornetzwerk al-Qaida und die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, und der politische Chef der Taliban, Abdul Ghani Baradar, reichten sich nach der Unterzeichnung die Hände.

Erster US-Abzug in den nächsten Monaten

In einer gesonderten, gemeinsamen Erklärung der USA und der afghanischen Regierung in Kabul hieß es, der erste US-Truppenabzug bis auf eine Stärke von 8600 Soldaten solle binnen 135 Tagen erfolgen. Die USA kündigten demnach auch an, im Anschluss all ihre Truppen und die ihrer Verbündeten binnen 14 Monaten aus Afghanistan abzuziehen, sollten sich die Taliban an das Abkommen von Doha halten.

APA

Das Ende des mit mehr als 18 Jahren längsten Krieges in der US-Geschichte in Afghanistan ist ein Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump. Zuletzt hatte eine vereinbarte Teil-Waffenruhe in Afghanistan weitgehend gehalten.

Zahlreiche Tote, enorme Kosten

Soldaten im Einsatz

Die Nato zog Ende 2001 an der Seite ihres wichtigsten Mitglieds USA in den Afghanistan-Krieg. Die USA waren stets der größte Truppensteller. Höhepunkt war das Jahr 2011, als 98.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert waren. Die Bundeswehr stellte während des sogenannten Isaf-Einsatzes (International Security Assistance Force) nach eigenen Angaben bis zu 5.350 Soldaten.

An der Isaf-Nachfolgemission Resolute Support zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte sind derzeit rund 16.500 Soldaten aus knapp 40 Staaten beteiligt. Die USA stellen rund die Hälfte, Deutschland ist mit einer Mandatsobergrenze von 1.300 Soldaten der zweitgrößte Truppensteller.

Die USA haben neben der Nato-Mission zudem tausende Soldaten im Anti-Terror-Kampf in Afghanistan im Einsatz. Genaue Zahlen nennt das Pentagon nicht. Die Gesamtzahl der US-Soldaten in Afghanistan soll bei rund 13.000 liegen.

Tote

Während des seit fast zwei Jahrzehnten andauernden Konflikts wurden mehr als 1.900 US-Soldaten getötet und mehr als 20.000 verletzt. Auch andere Staaten hatten hohe Verluste: Laut der Internetseite icasualties.org kamen unter anderem 454 Briten, 157 Kanadier und 89 Franzosen ums Leben.

Die deutsche Bundeswehr spricht von 59 Todesfällen in ihren Reihen. 35 deutsche Bundeswehrsoldaten wurden demnach durch Fremdeinwirkung getötet, also bei Gefechten oder Anschlägen. Die genaue Zahl der getöteten afghanischen Soldaten ist unbekannt; die Regierung in Kabul veröffentlicht inzwischen keine entsprechenden Zahlen mehr. Laut den Vereinten Nationen starben zwischen 32.000 und 60.000 afghanische Zivilisten.

Kosten

Im vergangenen Jahr gab das US-Verteidigungsministerium die Gesamtkosten der Afghanistan-Einsätze seit 2001 mit 776 Milliarden Dollar an. Davon waren rund 197 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des Landes bestimmt. Laut einer Studie der Brown-Universität liegen die wahren Kosten aber deutlich höher, weil die Pentagon-Zahlen weder Mittel des Außenministeriums, noch Kosten für Geheimdienstarbeit und die Versorgung verwundeter Veteranen umfassen.

(APA/AFP)

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